Wiederum auf einen Tipp von einer netten Kollegin hin machen wir uns auf den Weg zur Isla Holbox, einer weiteren Insel vor der mexikanischen Halbinsel Yucatán.
Wir starten an der ADO-Busstation im Zentrum von Cancun mit dem „Oriental“ Bus nach Chicila, das wir für 115 MXN (5,50 €) pro Person nach ca. 3 Stunden erreichen. Die Busfahrt ist komfortabel und wir haben ausreichend Platz für unser ganzes Gepäck. Das Reiseziel wird kurzerhand vom Fahrer mit einem Stift auf die Scheibe geschrieben 😉 Von Cancun aus fahren 3 Mal am Tag Busse nach Chicila. Wir nehmen den um 12:50 Uhr.
Kaum verlässt man das touristische Cancun, eröffnet sich uns das wahre Mexiko. Fernab von Massentourismus, Luxusresorts und Leuchtreklame. Zunächst eine ziemlich herunter gekommene Einöde und sehr ernüchternd.
Schon vom Flugzeug konnte man erspähen, dass außer einigen großen Städten nicht viel außer großflächigen Waldgebieten und Bäumen zu sehen ist. Außerdem befindet sich auch hier wieder relativ viel Müll und etliche ungepflegte Straßenhunde im Umland.
In Chicila angekommen hält der Bus direkt an der Fährstation. Wir laufen den langen Steg entlang, schwitzen und kaufen ganz unkompliziert ein Ticket für 120 Pesos (6 €) pro Person. Innerhalb von 30 Minuten setzen wir mit der „Hermanos-Fähre“ auf die schöne Insel über. Auch hier gibt es wieder die typischen „local“ und „tourist“ Preise.
Eine überschaubare kleine, komplett aus Sand bestehende Insel, die nur 2 km breit, dafür aber 42 km lang ist. Es gibt keine Städte, außer dem kleinen Fischerdorf, das genau so benannt ist, wie die Insel selbst. Gerade mal 1.500 Einheimische („Holboxenos“) leben dort, die in ihrer Heimat natürlich immer Besuch von etlichen Touristen haben. Diese sind inzwischen neben dem Fischfang das zweite Standbein der kleinen Insel. Die Straßen sind ebenfalls aus Sand und die einzigen erlaubten Fortbewegungsmittel sind auch hier der klassische Golfwagen, das Moped oder Fahrrad.
Wir machen uns auf den staubigen Weg zu unserer Unterkunft, dem „Golden Paradise Hostel„, das wir mal wieder über Booking.com gebucht haben und die fußläufig problemlos zu erreichen ist. Der Schweiß läuft in Strömen, denn wir haben uns einen der heißesten Monate für unser Mexiko-Abenteuer ausgesucht. Nachdem wir eingecheckt haben treibt es uns wie immer raus aus dem Zimmer, um die Gegend zu erkunden. Aufgrund der Hitze etwas langsamer und träger als gewohnt, aber immerhin; wir bewegen uns 😉 In diesem Hostel lernen wir ein anderes Langzeit-Reise-Paar kennen, die ebenfalls ein Jahr unterwegs sind und einen Teil unserer Route nur umgekehrt machen. Das ist natürlich super, um sich gegenseitig auszutauschen. In Gesprächen mit Jasmin und Jochen stellen wie mal wieder fest, dass alle Weltreisenden ähnliche Erfahrungen machen. Zu dem Blog der beiden geht es hier.
Es gibt einen Marktplatz, der den Ortsmittelpunkt bildet, und um den sich alle anderen Straßen aufbauen. Viele Restaurants, kleine Boutiquen, Souvenirläden und kleine Supermärkte zieren das Straßenbild. Es gibt eine leckere Eisdiele, die auch ein wenig klimatisierte Kühle bietet. Wir freuen uns jetzt schon darauf, all diese gemütlich wirkenden Bars und Restaurants näher zu erkunden und das Eis zu probieren, das uns das Wasser im Mund zusammen laufen lässt.
Abends reihen sich um den Platz im Ortskern kleine mobile Küchen, die mexikanische Gerichte anbieten. Dort haben wir für nur 12 Pesos pro Stück sehr leckere Tacos gegessen! Sehr zu empfehlen und viel günstiger als in den voll ausgestatteten Restaurants.
Alles ist so schön bunt und verleiht der Insel damit einen ganz besonderen Flair. Wir sind echt froh auf die Ratschläge gehört zu haben und an diesem schönen und ruhigen Ort gelandet zu sein.
Direkt am Marktplatz gibt es ein buntes Haus auf einer Ecke, dass frische Obst-und Gemüsesäfte macht. Sehr lecker und erfrischend bei dieser Hitze. Ich entscheide mich zwischen ca. 10 verschiedenen Varianten für einen Mix aus Ananas, Gurke und Grapefruit – angeblich der perfekte Fat-Burner. Mal schauen, was passiert 😉 Auf jeden Fall ist er super-lecker und wird von mir mit Sicherheit zu Hause nachgemacht werden.
Ein paar wenige Touren werden angeboten, bei denen man wahlweise Schnorcheln oder auch Angeln kann. Mit Booten werden andere Strände angesteuert. Diese Ausflüge werden in Ständen um den Marktplatz herum verkauft oder auch in kleinen „Reisebüros“.
Da wir kein Bargeld mehr haben, fragen wir nach einem ATM. Es gibt genau einen (!!) auf der gesamten Insel, mit dem wir so unsere Freude haben. Zunächst sieht alles ganz gut aus, da der Automat im 1.OG beim Betreten des Gebäudes im EG von Polizisten (pro forma 😉 ) bewacht ist, die allerdings mehr mit ihren Handys, als mit der Sicherung ihres Territoriums beschäftigt sind… Wir stehen vor dem Automaten und bemerken, dass der komplette obere Teil geöffnet ist und wir ohne Probleme an die Festplatte des Geldgerätes dran kommen würden. So wie ein potenzieller Dieb eben auch. Wir holen einen der „Sicherheitsbeamten“ und fragen nach. Er winkt nur unbeeindruckt ab und macht die Klappe wieder zu. Dass sie mit nur einem Knopfdruck wieder zu öffnen ist, lässt ihn kalt. Wir schauen uns im Raum um. Die wohl vormals installierte Kamera gibt es nicht mehr. Kabel hängen an dem offenen Loch in der Decke.
Alles in allem keine vertrauenswürdige Umgebung, in der wir, wenn wir die Wahl hätten, definitiv kein Geld abheben würden. Da wir aber weder Bargeld, noch einen anderen Automaten zur Verfügung haben, versuchen wir unser Glück. Tobi schiebt seine Karte in den Schlitz und wir sind guter Dinge, da wir sowohl Geheimzahl, als auch den gewünschten Geldbetrag eingeben können, und der Automat Geräusche macht, die eine baldige Auszahlung der Scheine hoffen lassen.
Das macht er allerdings geschlagene 15 Minuten(!!), während Tobis Karte ist immer noch drin ist! Es hört sich an, als ob diese gerade in hundertfacher Ausfertigung kopiert und produziert wird… Auf Nachfrage sagt man uns natürlich, dass das vollkommen normal ist und häufiger vorkommt. Naja, wie auch immer. Wir halten das Geschehen auf unserer Kamera als Video fest. Die Schlange hinter uns wird immer länger und zwei Mexikanerinnen kommen nun ungeduldig fragend auf uns zu. Kurz darauf fängt die eine der Damen an wie wild auf dem „Cancel“-Button herum zu drücken. Kurz darauf kommt eine Fehlermeldung, nicht jedoch unser Geld…
Nach diesem misslungenen Versuch, stecke ich meine Karte in den Apparat und drücke die Daumen. Beim ersten Versuch, leider auch kein Glück. Wir lassen einige Leute vor, die alle strahlend mit ihrem Geldbündel in der Hand von dannen ziehen.
Wir beide versuchen es nochmal. Wir kommen immer bis an den Punkt, an dem tatsächlich auch „Geld wird ausgezahlt“ auf dem Bildschirm steht, es macht die entsprechenden Geräusche, aber Geld bekommen wir keines. Nach mehreren Versuchen halte ich plötzlich doch Bargeld in der Hand. Wir haben kein gutes Gefühl, denn wir haben soeben gegen ziemlich jede Regel des „sicheren Geldabhebens“ verstoßen. Aber was sollen wir machen? Kreditkarten werden auf der Insel so gut wie gar nicht akzeptiert, wir haben nichts Bares mehr und 4 Tage vor uns.
Ein paar Tage später ist unsere Befürchtung dann schwarz auf weiß auf Tobis Bankkonto zu lesen: Es wurden über 300 € abgebucht, obwohl sie nicht ausgezahlt wurden! Na toll! Das reißt ein kleines Loch in unser sowieso schon knackiges Jahres-Weltreise-Budget 🙁
Direkt nimmt Tobi Kontakt mit seiner Bank auf und muss ein Formular ausfüllen, in dem der Vorfall geschildert wird. Seine Bank nimmt dann Kontakt mit dem mexikanischen Kreditinstitut auf und versucht den Vorgang zu erörtern. Zum Glück haben wir uns sowohl die Automaten Nummer notiert, als auch ein Bild von der Fehlermeldung am ATM gemacht.
Wir haben Glück im Unglück: Schon einen Tag später wird der Betrag Tobis Konto wieder gut geschrieben. Puh, nochmal gut gegangen. Doch das ist nicht das einzige Problem mit mexikanischen Geldautomaten. Welche Tricks es noch gibt, lest ihr hier!
Natürlich geht einer meiner ersten Wege wie immer zum Strand. Nur wenige Gehminuten von unserem Hostel entfernt beeindruckt das Meer auch hier in einer einzigartigen Farbenpracht. Türkis so weit das Auge reicht! Herrlich 😉 Außerdem zieren unzählige Pelikane und Riesen-Möwen (sie sehen fast wie mutiert aus) die Fischerboote, den Steg und die Umgebung.
Das einzige „Problem“ ist nur, dass sich ein Hotel an das andere reiht und man zumindest in unmittelbarer Reichweite kaum einen Platz findet, um sich dort nieder zu lassen – ohne zu zahlen.
Wir leihen uns in unserem Hostel Räder und fahren ca. 3 km die Insel entlang. Das ist eine sehr gute Möglichkeit, die Insel besser zu erkunden, ohne viel Geld für einen Golfwagen auszugeben. Schon kurz nach dem Zentrum sind nur noch wenige Hotels zu sehen und der Strand wird immer schöner! Klares Wasser und Sandbänke, die zum Spazieren gehen einladen. Wir stellen unsere Räder an einem Zaun ab und schließen sie an (wichtig, nicht vergessen!). Dann waten wir durch das Wasser, bis wir die Sandbank erreichen und genießen die Ruhe und unberührte Umgebung…
Ich versuche eine Sache, die ich mich schon lange nicht mehr getraut habe und vor der ich ein wenig Respekt habe (man wird ja schließlich nicht jünger 😉 ): Eine Brücke! Und Tadaaaa; ich hab’s noch drauf! Naja, zumindest für den Moment, denn mein Kreuz merke ich in den nächsten Stunden definitiv mehr als sonst… Aber bestimmt nur, weil ich es mir vor einem Jahr gebrochen habe 😉
Ich fühle mich auf dieser Sandbank so frei und schwerelos wie lange nicht mehr. Was kann es gerade schöneres geben?!
Außerdem gönne ich meinem Körper etwas, das er seit unserer Abreise aus Deutschland nicht mehr erleben durfte: Ein Ganzkörper-Peeling! Und das auf die wohl natürlichste Art und Weise, die man sich vorstellen kann: Einfach mit dem tollen und makellosen Sand dieser Sandbank. Hammer Gefühl!!
Leider erfahren wir Folgendes erst nach unserem dortigen Aufenthalt: Aufgrund des Privatisierungsverbotes von Strandabschnitten kann in Mexiko jeder Strand kostenfrei benutzt werden und darf nicht für ein Hotel abgesperrt werden. Daher kann ein Hotel den Strand gar nicht besitzen. Natürlich dürfen die Liegen oder Hängematten meist nur von Hotelgästen genutzt werden. Das steht zumindest dran… 😉 Also hätten wir uns den Ausflug auch sparen können, der uns allerdings zu noch viel schöneren Stellen gebracht hat, als im Ortsbereich selbst. Also, alles richtig gemacht 😀
In den nächsten Tagen verbringe ich meinen Nachmittag mit einem Buch und meinem Handtuch – das zufällig die Farbe der Handtücher eines Hotels hat – auf den äußerst gemütlichen, breiten Liegen des „Mawimbi“ Hotels. Dieses haben wir am Vorabend entdeckt, als wir einen Sundowner in den Hängematten zwischen den Palmen genossen haben. So ließ sich der Sonnenuntergang mit einem Cocktail („nur“ 80 Pesos = 4 €) und einem Bier in der Hand noch viel intensiver erleben 😉 Ein unbeschreibliches Gefühl, in einer Situation, die mich auf Bildern anderer immer in unfassbares Fernweh versetzt. Und wir sind gerade wirklich hier: Zu zweit, als Paar, an einem Traumstrand, mit wenigen Touristen, mit einem Drink in der Hand, beim Sonnenuntergang und in einer Hängematte… Juhuuuuuuu 😀
Auf der verträumten Insel werden wir zwei Mal Zeuge, wie hier Abschied von verstorbenen Freunden und Familie genommen wird. Im Wohnhaus des Verstorbenen stehen in der Mitte des Raumes Blumen und Kerzen auf dem Boden. An der Seite befindet wie ein „Shrine“, auf dem ebenfalls Kerzen und ein Bild des Toten stehen. Die Trauergemeinde sitzt je nach verfügbarem Platz auf Plastikstühlen im Raum oder auch vor dem Haus. Eine „Band“ spielt mexikanische Lieder mit Trompete, Cajon, Ziehharmonika…. Zwischendurch wird immer wieder gebetet. Eine besondere Atmosphäre herrscht in und um diesen Raum vor. Sehr herzlich, verbunden und trotz Trauer zuversichtlich.
Nachdem wir vier Nächte auf der Insel verbracht haben, und alle Gassen gefühlte hundert Mal gelaufen sind, haben wir das Gefühl schon ewig hier zu sein. Irgendwie erdrückt uns die Abgeschiedenheit, die mangelnden Möglichkeiten an abwechslungsreicher Tagesgestaltung und Ruhe nach diesen Tage und wir sind froh, bald wieder mehr Zivilisation zu sehen. Uns kann man es aber auch wirklich nicht recht machen; entweder zu groß und zu viel Trubel, oder zu klein und zu wenig los… Wir geloben Besserung 😉
Der Abreisetag ist mal wieder da und die Fähre von Holbox nach Chicila geht um eine äußert unangenehme Zeit zurück zum Festland. Um 4 Uhr klingelt der Wecker und um 5 Uhr sitzen wir bereits auf dem Oberdeck in vollkommener Dunkelheit. Mit warmem Wind im Gesicht geht es durch die dunkle Nacht. Einzig die Mondsichel spendet ein wenig Licht, das uns erahnen lässt, wo wir sind. Auch jetzt bezahlen wir wieder 120 Pesos pro Person und fahren 30 Minuten. Und das, obwohl es sich um die „Fast Ferry“ handelt, die angeblich teurer sein soll. Um unseren Anschluss-Bus zu erreichen geht kein Weg an der unchristlichen Zeit vorbei, da der Bus von Chicila nach Valladolid bereits um 5:40 Uhr direkt am Hafen abfährt. Für diese Fahrt zahlen wir 109 Pesos (5 €) pro Person und sind nach 2 Stunden an unserem Ziel angekommen.
Aus unserer Sicht auf jeden Fall ein lohnender Trip, um mal richtig zu entspannen und das mexikanische Leben in vollen Zügen zu genießen und kennen zu lernen. Allerdings langen aus unserer Sicht 3-4 Nächte vollkommen aus, um die Insel zu erkunden. Wer das „Aussteiger-Leben“ testen möchte, ist hier an der richtigen Adresse.
Im Vergleich zum Festland sind die Übernachtungen in einem Hostel erstaunlich kostengünstig. Natürlich sind die Preise der Restaurants und Supermärkte entsprechend höher. Dafür kommt man für kleines Geld auf eine traumhafte Insel abseits vom Trubel und Hektik. Und wunderschöne Sonnenuntergänge…
Überzeugt euch selbst!