Traditionssport „Sepak Takraw“
Neulich in Saigon: Ich stand im Stadtpark und war plötzlich unzähligen erwartungsvollen Blicken der Einheimischen ausgesetzt. Um uns herum das übliche hektische Verkehrschaos der vietnamesischen Großstadt und mittendrin ein aufgemaltes Rechteck inmitten einer sportlichen Oase. Auf diesen Augenblick habe ich schon seit Wochen und mehreren Ländern gewartet und ich war so glücklich endlich gefunden zu haben, wonach ich seit langer Zeit giere. Ich habe mich mal wieder aufgedrängt und mich, ohne zu fragen, schamlos mit auf den asphaltierten Platz gestellt. Es möchte, bzw. kann, sich ja sowieso keiner mit mir unterhalten, denn zu groß sind die Sprachbarrieren. Verständigen wir uns also über die Weltsprache „Sport“.
In der Dämmerung geht es hier im Herzen der Stadt immer los. Dann, wenn sich die Sonne verabschiedet und es etwas kühler wird, treffen sich die wenigen willigen „Frischluft“-Sportler und gehen bis tief in die Nacht den alten Traditionen nach. Und ich mittendrin!
Zum ersten Mal bekomme ich nun die Gelegenheit, mit erfahrenen und aus meiner Sicht professionellen „Sepak Takraw“ Spielern den Platz zu teilen und meine ersten Erfahrungen mit dem runden Korbgeflecht zu machen.
Selbstverständlich war es wieder einmal eine unglaublich peinliche Vorstellung meinerseits. Ich hatte Probleme den Ball überhaupt zu treffen, geschweige denn auch noch über das Netz zu befördern. Aber hey, das war mir eigentlich auch schon im Vorhinein klar, denn dieser Sport hat es echt in sich! So unglaublich einfach und genial dieser Sport auch aussieht, es ist ein sehr mühsamer Weg, um diesen Sport zu beherrschen. Am besten du probierst es gleich mal aus!
„Sepak Takraw“, so die offizielle Bezeichnung, ist eine Südostasische Ballsportart welche bereits eine 500 Jahre alte Geschichte vorzuweisen hat. Laut der Übermittlung hat „Sepak Takraw“ seine Wurzeln in Malaysia („sepak raga“) und Thailand („sepak takraw“). Erst Mitte des 20. Jahrhunderts schwappte der „Takraw-Trend“ zu den asiatischen Nachbarländern (z.B. Khmer: „Sei Dak“, Laos: „ka-taw“, Philippinen: „sipà tákraw“, Vietnam: „cầu mây“) über. Erst in den 90er Jahren ist der Sport bei uns in Europa und Deutschland angekommen, den bis heute allerdings leider nur die wenigsten kennen, geschweige denn betreiben.
„Sepak Takraw“ ist, wenn man einmal in den oben genannten Ländern war, eigentlich allgegenwärtig. Besonders in ärmlichen Gegenden ist es meist ein sehr beliebter Zeitvertreib bei Kindern und Jugendlichen. Bei einer Fahrt durch die entlegenen Dörfer sieht man nicht selten ein kleines Feld im Gras, worauf eine Schnur gespannt ist und Kinderhorden versuchen den Ball darüber zu spielen.
Aus dem Spiel, das hauptsächlich dem Zeitvertreib galt, ist mit dem Einzug der britischen Kolonie in Malaysia ein spannendes Mannschaftsspiel mit Wettkampfcharakter geworden. Wo sich sonst im Kreis nur der Ball zugespielt wurde, wurde das Feld eines Badmintonspiels zweckentfremdet und seither auf diesem gegeneinander gespielt.
So kommt es auch das „Sepak Takraw“ unter anderem als „Kick-Volleyball“ bezeichnet wird.
Auf dem Badminton ähnlichen Feld spielen je drei Spieler gegeneinander. Die Hände (und Arme) dürfen nur beim Aufschlag-Anwurf genutzt werden. Ansonsten darf jedes Körperteil eingesetzt werden, um den Ball nach spätestens drei Ballberührungen wieder über das Netz zu befördern. Ein Punkt ist erzielt, wenn der Ball den gegnerischen Boden berührt, oder vom Gegner ins Aus geschossen wurde. Das Ziel ist es, insgesamt drei Sätze mit je 15 Punkten zu gewinnen.
Der Ball
Wie das bei Ballsportarten so ist, steht auch hier der Ball im Mittelpunkt. Traditionell wurden die Bälle früher (manchmal auch noch heute) aus Korb selbst geflochten. Seit längerem schon wurde der Korbball allerdings vom Kunststoffball abgelöst, auch, um einfach eine längere Haltbarkeit zu garantieren.
Der Sport im Allgemeinen ist an sich sehr preiswert. Die Bälle, wie sie in Deutschland verfügbar sind, starten bereits ab circa 22 Euro.
- ab 22 Euro* – Thai Takraw Ball / Yellow
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Die Spielfläche
Die offizielle Spielfläche ist 6,10 m breit und 13,40 m lang. Die Spielhälften werden durch ein 1,52 m hohes bei Herren, bzw. 1,42 m hohes Netz bei den Damen getrennt.
Somit eignet sich ein Badmintonfeld (haben dieselben Maße), z.B. in deinem Heimatverein oder in einer Badmintonhallen. Aber auch ein selbst abgestecktes Feld im Park, im Garten, am Strand oder sonst wo kann neben einen neuen sportlichen Abenteuer einen riesen Spaß bringen.
Bild: Mobiles Outdoor Netz für Badminton oder Sepak Takraw.
Die mobile Netze sind in den Größen 3 m, 4m und 5 m erhältlich und können selbstverständlich überall aufgebaut werden. Preis ab 35 €
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Wer das ganze einmal ausprobieren möchte findet in fast jeder größeren Stadt in Deutschland einen „Sepak Takraw“ Verein. Als Dachverband ist der „DSTV“ gelistet, auf dessen Homepage http://www.takraw-germany.de/ weitere kostbare Informationen über diese „unbekannte“ Sportart zu lesen sind.
Wenn ich mir die Videos und Bilder der Profis anschaue, muss ich irgendwie immer an Filme von „Bruce Lee“ oder „Jackie Chan“ denken. Ich finde die Performance der Spieler einfach spektakulär! Diese Geschwindigkeit, Akrobatik und die dazugehörige Treffsicherheit sind mit kaum einer Sportart vergleichbar… aber bestimmt erlernbar J
Als Anfänger (so wie ich) ist es hart einigermaßen mit dem Ball umzugehen, jedoch ist auch hier nach mehrmaligem Üben einiges drin. Auch finde ich es für Sportler aus anderen Sportarten (Fußball, Volleyball, etc.) eine kostbare Quelle, um eingefahrenen Bewegungsmustern eine Abwechslung zu gönnen.
„Sepak Takraw“ ist in Deutschland definitiv eine Randsportart mit viel Potenzial, und eine, von der ich mehr sehen möchte! Back in Germany möchte ich es definitiv noch einmal versuchen und vielleicht kommt einmal eine Einladung eines Vereins zum Training oder zu einem spannenden Profispiel…
Geiler Sport! 🙂
Euer Tobi