Unsere Camping Tour von Kapstadt nach Windhoek in 12 Tagen
Am 08. November startete unsere Campingtour von Kapstadt nach Windhoek. Eine 12-tägige Tour in einem Truck (wichtig: „This is a Truck, not a Bus!!“ – dazu später mehr…) mit 23 bis dahin unbekannten Leuten.
Wir hatten eine sehr gemischte Gruppe, sowohl vom Alter als auch den Nationalitäten. Unsere Mitreisenden im Alter von 25-65 Jahren kamen aus: Deutschland, der Schweiz, Tirol, Spanien, Belgien, Holland, Polen und den USA. Von Pärchen, über Freunde, Familie oder Alleinreisende. Das war schon mal sehr viel versprechend…
Die Tour
Bei meinen Recherchen im Vorfeld wurde mir „Nomad Tours Afrika“ ans Herz gelegt. Auf der Homepagenomadtours.co.za kann man sich einen guten Überblick über die Vielzahl der angebotenen Touren verschaffen.
Nach längerem Hin und Her entschieden wir uns aus Budget-Gründen für die vergleichsweise günstige „Best of Namibia“ Tour. Auf diese Weise würden wir uns auch eine Flug sparen, da wir von Kapstadt aus nicht nach Namibia fliegen müssten.
Inklusive dem „Activity Package“, das ein „Wine-Tasting & Traditional Dinner“, einen „guided desert Walk“, sowie den „Himba Tribe visit“ beinhaltet, haben wir pro Person 945 € bezahlt. Die Tour gibt es in zwei Richtungen, South oder North.
Inklusive sind bei 12 Tagen alle Übernachtungen (Zelte), 11 x Frühstück und Lunch, sowie 9 x Dinner und der Transport im Truck.
Ich kenne diese Art von Tour schon aus Australien und Neuseeland, daher wusste ich ungefähr, worauf ich mich da einlasse und was auf uns zukommt. Natürlich ist der afrikanische nicht mit dem deutschen Standard zu vergleichen, was den Komfort und die Qualität, sowie die Rahmenbedingungen angeht.
Wenig Schlaf, lange Überlandfahrten, Lagerkoller, mäßig gutes Essen und extreme Hitze waren vorprogrammiert.
Die Guides
Womit der Erfolg einer solchen Tour allerdings steht und fällt sind die betreuenden Guides. Immerhin verbringt man sehr viel Zeit – um genau zu sein knapp 3.200 km – auf engstem Raum unter erschwerten Bedingung miteinander. Von ihnen erfährt man im Idealfall all die Dinge, die einen interessieren und wird ein stückweit entertained. Zumindest gute Laune, Freundlichkeit und Anstand sollten mit im Gepäck sein. Leider weit gefehlt.
Ich nehme es lieber gleich vorweg: Aus unserer Sicht hatten wir die schlechtesten Guides, die wir auf solch einer Tour je hatten! Und dabei geht es weder darum kleinlich, noch zu anspruchsvoll oder gar rassistisch zu sein. Mit Sicherheit hat jedes Land und somit jeder Guide seine eigene Mentalität. Allerdings ist es das eine, eine Mentalität zu haben und das andere, ob diese für eine Tour wie diese zuträglich und geeignet ist. Schließlich machen die Guides den Job nicht ehrenamtlich und die Gäste haben Geld dafür bezahlt eine gute Zeit in ihrem Urlaub zu verbringen…
Das Gepäck
Apropos Gepäck: Es empfiehlt sich die „Predeparture Information“ gut durch zu lesen, um z.B. zu erfahren, dass Gepäck nur bis zu einer gewissen Größe transportiert werden kann. Dies hat den einfachen Hintergrund, dass das Gepäck in Schließfächern innerhalb des Trucks verstaut wird. Daher ist ein Koffer mit Rollen nicht kompatibel. Die Angaben, die wir bezüglich der Maße bekommen haben sind: 85x35x35 cm bzw. 70x40x38 cm.
Sollte das Gepäck nicht in die vorgesehenen Locker passen, so steht geschrieben, dass das Gepäck zurück gelassen oder aber nochmal Geld verlangt wird.
Da wir ein Jahr unterwegs sind und wir unser Gepäck nicht auf diese 12 Tage ausrichten konnten, haben wir die Daumen gedrückt, dass unsere Kofferrucksäcke trotz Rollen rein passen. Auch hier hatten wir wieder mehr Glück als Verstand und konnten unsere Koffer verstauen 😉 Bei den angegebenen Maßen ist also noch ein wenig Spielraum, denn laut diesen hätte es eigentlich nicht gepasst. Also glücklicherweise mal wieder völlig umsonst Sorgen gemacht…
Sollte man solch einen Trip als Einzelreise machen, so solltet ihr auf jeden Fall mit einer soften Reisetasche oder einem Rucksack reisen.
Das liebe Geld
Wofür noch Geld eingeplant werden sollte: Getränke und Snacks an den meist täglich angefahrenen Supermärkten (die Fahrten und Essensabstände sind lang!), 3 x Dinner (2 x Swakopmund und 1 x Windhoek), Eintritts- und Trinkgelder, Softdrinks & Alkohol,
Souvenirs und optionale Aktivitäten (z.B. Sandboarding, Canoeing, Nacht-Safarifahrt im Etosha NP).
Gerade die täglichen Einkäufe der Kleinigkeiten summieren sich doch sehr auf, das ist nicht zu unterschätzen. Gut ist, dass man sowohl in Südafrika als auch in Namibia mit ZAR bezahlen kann. Andersrum kann man in Südafrika allerdings leider nicht mit dem Namibia Dollar bezahlen.
Geld abheben geht relativ unproblematisch an den ATMs. Am besten in Banken, Malls oder Tankstellen Geld holen, das ist am sichersten.
Tag 1 – Cape Town to Citrusdal – 270 km
Start ist um 8 Uhr am Nomad Büro in Kapstadt in der Castle Street 39. Dort werden zunächst alle Daten gecheckt, der Passport kopiert und ein Nachweis über eine gültige bestehende Auslandskrankenversicherung verlangt.
Sobald alle da sind, in unserem Fall die 23 Insassen zuzüglich der 2 Guides Morrison und PJ, geht es los.
Heutiges Ziel ist zunächst ein Stop an der „Table Bay“, um von dort nochmals Fotos vom Wahrzeichen Kapstadts, dem Tafelberg, zu machen.
Von dort aus geht es mit einem weiteren Stop in der „Cederberg Region“ und einem tollen Blick über diese Ebene 270 km bis zu unserem Camp für die erste Nacht. Die „Marcuskraal Campsite“ in Citrusdal verfügt über einen schönen begrasten Campingplatz, einen Pool und sogar W-lan 🙂 davon werden wir in den nächsten zwei Wochen nicht mehr so viel sehen. Aber das ist auch gut so!! Schließlich ist es „no luxury-tour, it’s camping“!
Im Camp angekommen werden wir zunächst instruiert, wie die Bush-Tents korrekt aufgebaut werden. Denn das ist eine Wissenschaft für sich und die chronologische Reihenfolge des Aufbaus strengstens einzuhalten, damit auch alles seine Ordnung hat! ;-)…
Danach folgt das erste „Briefing“ von Morrison, unserem Fahrer und Guide. Man könnte es auch eher „Ansage“ nennen.
Im militärischen Ton und Manier werden wir darüber informiert, was uns die nächste Zeit erwartet, was man tunlichst vermeiden sollte und dass es am Ende einen Bewertungsbogen geben wird, indem wir sowohl die Tour, als auch die Guides bewerten werden.
Komischerweise werden wir direkt darauf hingewiesen, dass Morrison es nicht schätzt am Ende schlecht bewertet zu werden, ohne dass man die Punkte vorher bei ihm angesprochen hat… Da spricht wohl jemand aus Erfahrung. Die schlechten Bewertungen seiner Person sind überhaupt nicht verwunderlich, da wir sein Verhalten auf der kompletten Tour einfach als unangebracht und unmöglich empfinden. Ich werde direkt am nächsten Tag die Aufforderung wahrnehmen und genau das bei ihm ansprechen.
Ach ja, und Vorsicht bei der Verwendung des Wortes „bus“ im Zusammenhang mit der Tour. Darauf steht die Höchststrafe, denn „it is a Truck – Not a Bus!!“.
Wie auch immer; alle Insassen des Trucks stellen sich kurz vor. Mit ihrer Nationalität, dem Namen, Alter und ihrem Beruf im Heimatland.
Auch PJ, unser „Koch“ (haha) stellt sich kurz und knapp vor, wovon man allerdings sowieso nur die Hälfte versteht.
Schon da deutet sich an, dass wir die nächsten Wochen seeehr viel Spaß miteinander haben werden…
Schon komisch solche Aussagen zu hören wie: „Wenn ihr mich nicht lachen seht, dann lache ich trotzdem innerlich.“ Was bitte sollen wir denn damit anfangen. Also wir verstehen das so: „Nomad Tours“, und somit auch Morrison und PJ, sind ein Dienstleister, für dessen Service wir bezahlt haben. Natürlich haben wir eine gewisse Erwartungshaltung, das ist doch normal. Und wie wäre es denn, wenn 23 Personen zwei Wochen lang nur „from the inside smilen“, äußerlich jedoch mit einem grimmigen Gesicht umherlaufen, ohne den Grund dafür zu kennen?!? Ich glaube daran hätte niemand Spaß.
Lächeln ist doch viel einfacher als immer ein böses Gesicht aufzusetzen, und es macht die gemeinsame Zeit für alle viel angenehmer.
Wir werden außerdem über höfliches Verhalten und das Thema Respekt aufgeklärt. Schade nur, dass genau diese Dinge von unseren Guides nicht gelebt werden. Des Weiteren werden wir ermutigt, jederzeit Fragen zu stellen. Wie sich bald herausstellen soll, ist jedoch nie die richtige Zeit, um eine Frage zu stellen, so dass sich schon bald keiner mehr traut etwas zu sagen.
Vielleicht sticht es für mich auch nur so prägnant hervor, da ich nunmal mehrere Vergleichsmöglichkeiten mit anderen Touren habe, bei denen die Guides einfach spitze waren und eine positive Atmosphäre verbreitet haben. Wenn man das nicht kann, dann hat man meiner Meinung nach seinen Beruf verfehlt. Es wurde weder Kontakt zur Gruppe gesucht oder sich – wenigstens pro forma – für die Personen interessiert. Man hat sich eher bewusst von der Gruppe distanziert und gar nicht erst versucht eine positive Stimmung zu verbreiten. Man hatte eher das Gefühl ein notwendiges Übel für ihren Job zu sein, als ein willkommener Gast. Schon klar, dass es für die beiden kein Urlaub, sondern Arbeit ist, aber das sollte man die Gruppe nicht so deutlich spüren lassen. It’s Business und da erwarten wir schon eine gewisse Professionalität. Vermutlich zwingt sie niemand zu diesem Job, daher ist es einfach unverständlich.
Für unser Empfinden wurden auch viel zu wenige Background-Infos gegeben bzw. an den jeweiligen Stationen erklärt. Und deswegen sind wir ja eigentlich da, um genau diese Dinge zu erfahren. Natürlich kann man auch alles aus dem Reiseführer lernen, allerdings ist das nicht Sinn und Zweck der Sache, wie wir finden.
Erschwerend hinzu kommt, dass man zumindest PJ nur sehr schwer verstehen kann, wenn er denn dann mal etwas sagt.
Wenn man – wie einige auf dieser Tour – keinen Vergleich hat, dann empfindet man das vielleicht als normal oder akzeptiert das komplette Verhalten leichter, wer weiß?!
Mir würden dutzende von Beispiele zu unangemessenem Verhalten auf dieser Tour einfallen, allerdings verpacke ich das lieber in eine E-Mail an Nomad Tours, als euch damit zu langweilen.
Unabhängig von den Guides, wich dann doch einiges davon ab wie im Internet oder im Katalog beschrieben, z.B. der Zustand der im Katalog als „neueste und modernste Flotte mit höchstem Standard“ beschriebenen Trucks oder den „Mahlzeiten“, wenn man das so nennen kann. Ich sage nur so viel: es gab so viel Toast, wie es für ein ganzes Leben ausreichen würde! Und klar müssen diese Trucks unter diesen harten Bedingungen viel aushalten und mitmachen, gerade deshalb sollte man diese regelmäßig warten und eventuelle Schäden beheben.
Wie auch immer, der erste Abend endet mit einer Weinprobe von 4 Weinen (2 weiße, 1 Rose, 1 roter) aus der Region und mit einem „traditionellen Dinner“, das aus europäischem Hähnchen, Salat und Kartoffeln besteht. Natürlich gibt es auch wieder Toast mit Marmelade als Beilage, yammie. Zum Nachtisch gibt es leckeren Obstsalat.
Tag 2 – Citrusdal to Orange River – 500 km
Up: 5:30h, breakfast: 6:00h, start: 7:00h
Auch heute geht es wieder früh los und auf unserem Weg zum Orange River machen wir einen kurzen Stop in Springbok. Dieser Ort im „Namaqualand“ ist bekannt für seine Diamanten, Kupfer und Frühlingsblumen. Eine der Hauptattraktionen dieser Region ist die jährlich Ende August stattfindende Wüstenblüte. Bei entsprechenden Temperaturen gepaart mit Regen, entfaltet sich hier innerhalb von wenigen Tagen aus dem scheinbar leblosen Wüstenboden eine millionenfache Blütenpracht. Vor allem ist dieses Phänomen um Sprinbok herum zu beobachten.
Wir allerdings suchen jetzt erst mal eine Apotheke auf, da ich mir im letzten Hostel in Kapstadt über Nacht fiese Stiche eingefangen habe. Die Vermutungen gehen von Spinnenbissen über Moskitos, Milben, Flöhe und Bettwanzen. Egal was es letztendlich ist, es juckt unheimlich und wird immer dicker. Letzten Endes bekomme ich auch da nur eine Juckreiz-stillende Salbe…
Es ist einer von den sehr langen Tagen im Truck, an denen man so richtig schön durch gerüttelt wird.
Nach gut 500 km kommen wir erschöpft – obwohl oder wahrscheinlich gerade weil wir nichts gemacht gaben – endlich in unserem Camp direkt an der namibianischen Grenze für diese Nacht an.
Der „Gariep“ oder „Orange River“ bildet die natürliche Grenze zwischen Südafrika und Namibia. Es ist der längste Fluss Südafrikas, der im Drakensberg in Lesotho startet, westlich Richtung atlantischer Ozean fließt, wo er dann an der Grenze von Namibia und Südafrika herausströmt.
Dieser Fluss beheimatet unter anderem über 142 Vogelarten und spielt eine große Rolle in der südafrikanischen Wirtschaft, da er den Farmen als lebenswichtiges Bewässerungssystem dient.
Am Abend spielen wir in einer lustigen Runde ein ausgiebiges UNO-Spiel mit allen Sonderregeln, die uns einfallen 🙂
Auch auf der Fahrt wird uns dieses Spiel noch das ein oder andere Mal begleiten…
Tag 3 – Orange River to Fish River Canyon – 180 km
Up: 6:15h, breakfast: 7:00h, start: after lunch
Als „Optional activity“ kann man an diesem Morgen eine 3-stündige Kanufahrt machen, wogegen wir uns entscheiden, weil der Fluss einfach nur flach und sehr ruhig zu sein scheint.
Wir nutzen den Morgen, um von Südafrika nach Namibia zu schwimmen 😉 Wer kann das schon von sich behaupten?! Begleitet werden wir vom „Camphund“, einem sehr wasseraffinen Golden Retriever, der statt Stöckchen lieber Steine apportiert…
In der Mitte des Flusses schwimmt ein Surfboard, auf dem es sich anbietet mal kurz zu pausieren, um ein Video für unseren Blog zu drehen.
Als die Kanuten (lediglich 6 Personen haben diese Aktivität gebucht) zurück sind gibt es Lunch und wir brechen wieder auf zu unserem nächsten Ziel, dem „Fish River Canyon“.
Dieser ist der 2. größte Canyon der Welt und der Größte Afrikas, was wir zu unserem Erstaunen tatsächlich das erste Mal im Leben hören. Komisch, vom Größten, dem „Grand Canyon“ hat mit Sicherheit schon jeder gehört… Warum also nicht von seinem etwas kleineren Bruder?!…
Er ist 27 km breit, bis zu 550 m tief und hat eine Gesamtlänge von 160 km!!
Eine Tour dauert 4 bis 5 Tage und darf nur mit einer Genehmigung unter bestimmten gesundheitlichen und körperlichen Voraussetzungen unternommen werden.
Wir werden mit dem Truck abgesetzt und dürfen nun einen schönen Spaziergang an der Kante des Canyons machen, sowie den Sonnenuntergang von dort oben genießen.
Herrlich! Auch hier versuchen wir die einzigartige Landschaft auf einem Video für unseren Blog fest zu halten. Leider kommt es in Filmen nie so rüber wie in der Realität. Man muss es einfach erlebt haben.
Tag 4 – Fish River Canyon to Namib-Naukluft Park – 520 km
Up: 5:15h, breakfast: 6:00h, start: 6:30h
Heute haben wir wieder eine lange Fahrt vor uns. 520 km! Puuuhh… Dann mal los.
Auf dem Weg zu unserem Ziel legen wir einen kurzen Stop in „Bethanie“ ein.
Dort steht die erste und älteste Kirche Namibias. Von der äußerlichen Optik ist sie relativ unscheinbar. Wir können allerdings leider nicht den Innenraum sehen, da sie verschlossen ist. Sie hat auffällig bunte Fensterscheiben.
Ein weiterer Stop mitten im Nirgendwo unterrichtet uns über die Pflanze „Euphorbia damarana“ oder auch „Milk-Bush“ (Melkbos) genannt. Diese ist eine der giftigsten Pflanzen Namibias. Die milchige Flüssigkeit kann Tiere und Menschen töten. Sogar nur durch die Berührung mit einer offenen Wunde, kann man das Leben verlieren. Die Einzigen, die den Inhaltsstoffen vertragen und überleben sind Rhinozeros und Oryx, die sich unter anderem davon ernähren. Auch wird die giftige Flüssigkeit dazu verwendet Wasserlöcher damit zu vergiften, um das davon trinkende Wild zu töten und so zu fangen. Buschmänner verwenden das Gift für Pfeilspitzen, um die selbe Wirkung zu erzielen.
Wenig später machen wir an einem riesigen Fledermaus- und Vogelnest halt. Diese können bis zu 20 Meter groß und bis zu einer Tonne schwer werden! Der Bau ist eine Gemeinschaftsleistung einiger Tiere. Ursprünglich sind diese Nester wie gesagt für Fledermäuse. Von unten befinden sich viele Löcher, in die immer wieder Vögel reinschlüpfen. Diese befinden sich deshalb an der freihängenden Unterseite des Nestes, damit Schlangen keine Chance haben dort rein zu kommen. Bis zu 400 Vögel leben in solchen Nestern. Angesiedelte Wespen dienen als Nest-eigene „Security“. Sollte ein Angreifer kommen, wird so lange auf ihn eingestochen, bis dieser von seiner vermeintlichen Beute ablässt.
Als nächstes halten wir an einem „Quivertree“ (Köcherbaum). Der Köcherbaum ist hauptsächlich in den Halbwüsten Namibias und im nordwestlichen Teil Südafrikas anzutreffen und wächst nur vereinzelt. Dieser Baum und der Köcherbaumwald (Kokerboom Woud) im Süden Namibias stehen unter Naturschutz.
Am Nachmittag erreichen wir dann unser Tagesziel, den „Namib-Naukluft National Park“. Dort haben wir eine kurze Verschnaufpause, um uns z.B. mal schnell im Camp-Pool abzukühlen, bevor es dann zu einer Wanderung durch den „Sesriem Canyon“ geht, dem Canyon des Trockenflusses „Tsauchab“. Unten angekommen ist es schön „kühl“, da sich der überwiegende Teil des 1 km langen und bis zu 30 m tiefen Canyons im Schatten befindet. An manchen Stellen ist er sehr schmal, nur einen guten Meter breit und am einen Ende befindet sich eine permanente Wasserstelle. Dort sehen wir auch unsere erste Schlange und ich ergreife umgehend die Flucht. Ich mag Schlangen einfach nicht. Ich empfinde schon die Art ihrer Bewegung als abstoßend und diese Wesen einfach hinterlistig… Ich kann es leider nicht rational begründen, es ist so ein Gefühl 😉
Tag 5 – Sesriem to Sossusvlei – 150 km
Up: 4:30h, start: 5:00h, breakfast: 8:00h (dune45)
Das ist unser frühster Start auf der Tour, mit einem guten Grund! Wir werden den Sonnenaufgang von der „Dune 45“ erleben, nur müssen wir diese vorher noch erklimmen. 170 Meter geht es hierfür die feinsandige und unstete Düne hoch. Wir haben den Tipp bekommen, dass es ohne Schuhe „einfacher“ geht, da sich die Schuhe ansonsten mit Sand füllen und extrem schwer werden.
Achtung: Das kann man allerdings nur früh morgens machen, da der Sand ansonsten brennend heiß wird und dies einen Barfuß-Marsch unmöglich macht. Außerdem ist es wichtig, immer genau in die Fußstapfen des Vordermanns zu treten, da es zumindest ein wenig leichter ist im Sand zu laufen.
Es ist unglaublich anstrengend und ich habe tatsächlich mal wieder mit meinem Asthma zu kämpfen. Wahrscheinlich, weil wir uns so beeilen müssen, um noch pünktlich zu Sonnenaufgang die Spitze bzw. den Dünen-Kamm zu erklimmen.
Dann ist es soweit. Die Sonne steigt hinter den Dünen hervor, umhüllt von feinem Wüstenstaub und taucht den sowieso schon rötlichen Sand in die Morgenröte. Eine Landschaft aus roten Hügeln erstreckt sich vor uns soweit das Auge reicht. Es ist wirklich atemberaubend (für mich sogar im wahrsten Sinne des Wortes).
Wir genießen diesen Ausblick eine zeitlang, bevor Tobi beschließt, mit seiner neuesten Errungenschaft – einer Go-Pro – die Düne hinunter zu rennen und zu rollen. Gesagt, getan. Schon geht es los, die Düne mit Vollgas bergab, eine Mehrfachrolle, kurz wieder rennen und… ups, das war wohl nicht so geplant. Ein Komplett-Überschlag mit Kameraverlust. Also die Düne wieder ein Stück hoch und weiter im Takt. Sieht schon lustig aus von hier oben 🙂
Den Namen verdankt die Düne übrigens den 45 Kilometern Distanz zum Parkeingang bei Sesriem.
Nachdem alle wieder unten und am Truck angekommen sind gibt es erst mal Frühstück. Ein ehrwürdiger Moment, denn es gibt Rührei! Yeay! Leider das erste und letzte Mal, wie wir im Laufe der Zeit feststellen sollen 🙁
Nachdem der erste Hunger gestillt ist und sich alle ein wenig gestärkt haben, geht es weiter zum „Dead Vlei“ (wörtlich übersetzt: tote Senke).
Diese liegt im Namib-Naukluft-NP benachbart zum „Sossusvlei“ und ist eine von roten Namibsand-Dünen umschlossene Tonpfanne. Dorthin geht es für uns in einem von einem Traktor gezogenen Hänger. Wir sehen viele 4×4, die in dem hohen Sand steckenbleiben. Die Fahrt macht Spaß, auch wenn sie sehr ruckelig ist und wir ganz schön durch geschüttelt werden. Der charakteristische Anblick der Senke ergibt sich aus den vielen abgestorbenen Akazienbäumen, die vertrocknet sind, als der Trockenfluss „Tsauchab“ seinen Flusslauf änderte. Manche der langsam vor sich hin verrottenden Bäume sind über 600 Jahre alt. Fast schon gespenstisch.
Am südöstlichen Rand der Senke liegt der „Big Daddy“ bzw. die „Crazy Dune“, eine der mit ca. 350 m höchsten Sanddünen der Welt.
Auf dem Weg zur Bushman Farm, wo wir diese Nacht unser Camp aufschlagen, stoppen wir kurz in Solitaire, einer privaten Kleinsiedlung, in der knapp 100 Einwohner zu Hause sind. Anhand des Ortseingangsschildes ist zu erkennen, dass diese Zahl immer ein wenig variiert, da die Einwohnerzahl dort einfach vermerkt und wieder korrigiert bzw. durchgestrichen wird… Auf dem überschaubaren Gelände befinden sich alte Autowracks, die sich erstaunlich gut in ihre Umgebung einfügen.
Wenig später auf der Bushman Farm angekommen lernen wir Frans kennen. Ja, richtig gehört; der Frans, mitten in der Pampa 😉 er wird uns für die nächsten drei Stunden unter seine Fittiche nehmen und uns einen Einblick in das einzigartige Wüsten-Ökosystem geben und erklären, wie es die „Bushmen“ geschafft haben die harten Wüstenbedingungen zu überleben.
Von ihm lernen wir an diesem Tag sehr viel. Nicht nur, dass es scheinbar vertrocknete Pflanzen gibt, die durch einen einzigen Tropfen Wasser wieder ans Leben erweckt werden können, sondern auch, wie die unterschiedlichsten Spuren im Sand zu deuten sind.
Aus den unscheinbarsten Ecken zaubert er plötzlich Tiere hervor, die keiner von uns hätte finden können. Gekonnt lockt er die Tiere aus ihren Verstecken und Höhlen, um sie uns hautnah zu zeigen.
Er und seine Familie haben über Generationen die Tier- und Pflanzenwelt studiert (nein, nicht an der Uni – im Real Life!!) und so ihr Wissen darüber und den Umgang damit perfektioniert. Es ist wirklich beeindruckend, wie verbunden diese Menschen der Natur sind.
Außerdem erfahren wir, dass ein Kompass aufgrund des Eisengehalts in dieser Wüste überhaupt nicht funktionieren würde. Die Bushmen orientieren sich stattdessen über die Richtung der Rillen im Sand, die durch den Wind verursacht werden.
Er macht uns auch erstmalig die für uns kaum zu imitierende Sprache vor, die mit ihrem „Klicken“ unverwechselbar ist. Fast in jedem Wort wird wie ein dumpfer „blopp“ mit der Zunge eingebaut. Es ist faszinierend zu zu hören und auch, dass wir kaum in der Lage sind dies nach zu machen.
Bei der Fahrt über seine riesige Farm, die soweit das Auge reicht im Horizont verschwimmt, sehen wir das erste mal Zebras in freier Wildbahn. Auf seinem Gelände befinden sich unzählige Tiere, die auch gerne mal über die Zäune in die angrenzenden Farmen „abhauen“. Mehrmals die Woche müssen die Zäune daher wieder gerichtet werden.
Wir erleben einen tollen Sonnenuntergang, sehen die friedlichen Zebras als Schattengestalten vor dem rötlichen Abendhimmel auf dem Bergkamm und kehren gegen 20:30 Uhr, erfüllt von all den Eindrücken dieses langen Tages, zurück zu unserem Nachtlager.
Diese Nacht ist die erste, in der wir unser Zelt gar nicht benötigen und auf den Matten draußen schlafen. Und das aus folgendem Grund: Unsere Matten liegen auf einem kleinen Plateau, von dem aus wir eine super Sicht auf ein Wasserloch haben. An dieses Wasserloch werden in dieser Nacht (wie in jeder Nacht) sehr viele Tiere zum Trinken kommen. Vor allem sehen wir einige Zebra-Familien, sowie Springböcke und Oryx. Es ist faszinierend den Tieren so nah beim Trinken, und letztlich einfach beim Leben zu zu schauen. Es ist alles so friedlich und natürlich. Ein schönes Gefühl.
Von dem Sternenhimmel ganz zu schweigen. Ohne jegliche Beleuchtungen um uns herum erscheint das Strahlen der Sterne umso heller. Millionen von ihnen zieren das Himmelszelt über uns und Sternschnuppen sind keine Seltenheit in dieser Nacht! Einfach einmalig!
Tag 6 – Sossusvlei to Swakopmund – 250 km
Up: 5:15h, breakfast: 6:00h, start: 6:30h
Wir brechen an diesem Tag um 6:30 Uhr auf und machen am „Tropic of Capricorn“ („Wendekreis des Steinbocks“) unseren ersten Fotostop.
Als Wendekreis bezeichnet man die beiden Breitenkreise der nördlichen und südlichen Breite. Auf ihnen steht die Sonne am Mittag des Tages der jeweiligen Sonnenwende im Zenit. Der Gürtel zwischen nördlichem und südlichem Wendekreis wird als „die Tropen“ bezeichnet.
Vom Nullmeridian ostwärts durchläuft der südliche Wendekreis den Süden Afrikas (Namibia, Botswana,Südafrika, Mosambik, Madagaskar), den Indischen Ozean, Australien, den Pazifik, Südamerika und schließlich den Südatlantik.
Na, dann haben wir auf unserer Reise ja noch ein paar Mal die Chance dem Verlauf des südlichen Wendekreises zu folgen 😉
Ich kann mich daran erinnern, damals auf meinem Weg ins Outback von Australien bereits auf dem Stuart Highway den südlichen Wendekreis passiert zu haben.
Kurz danach machen wir an der „Moonscape“ den nächsten Halt. Die „Mondlandschaft“ ist eine völlig unfruchtbare, hügelige, felsige Wüste, die von den Tälern des Swakop Rivers gebildet wurde.
Kurz vor unserer Ankunft in Swakopmund stoppen wir nochmal in „Walvis Bay“. Dort haben wir die Möglichkeit hunderte von Flamingos in einer Lagune zu beobachten. Es ist gerade Ebbe als wir ankommen und die Flamingos nur 50 m von uns entfernt. Da wir am Tag zuvor knapp 45 Grad hatten fröstelt es uns alle ein wenig, als wir dort aussteigen. Ein „eiskalter“ Wind bläst uns ins Gesicht. Naja, zumindest im Vergleich zum Fön vom Vortag. Es sind allerdings mindestens 25 Grad Temperaturgefälle, was sich einfach bemerkbar macht.
Danach geht es ins „Activity Center“ von Swakopmund. Wir werden dort über die verschiedenen optionalen Aktivitäten für den Folgetag aufgeklärt. Wir entscheiden uns fürs „Sandboarding“ um 9:30 Uhram nächsten Tag.
Heute werden wir für 2 Nächte an einem Ort sein, und das auch noch in einem richtigen Bed&Breakfast!!
Wir checken ein und waschen erst mal den halben Inhalt unseres Koffers. Alles ist voller rotem Wüstensand. Wir begeben uns in eine Wäscherei direkt um die Ecke und verbringen dort die folgenden zwei Stunden damit, das Arbeitstempo und die Arbeitsabläufe der Angestellten zu analysieren. Nicht zum ersten Mal fällt uns hier auf, wie unglaublich langsam in Namibia gearbeitet wird. Mein persönliches Highlight: eine Mitarbeiterin schläft einfach kopfüber auf einem Wäscheberg mit dem Bügeleisen in der Hand ein, macht ein kurzes „Power-nap“, bevor sie dann völlig verschlafen weiterarbeitet. Die komplette Organisation in diesem Laden gibt uns immer noch Rätsel auf…
Nachdem unsere Wäsche nun gewaschen ist, – oder sagen wir besser: in kaltes Wasser getunkt wurde – hängen wir diese im B&B auf und machen uns für das gemeinsame Abendessen mit unserer Gruppe fertig.
Wir treffen uns bei einem Italiener „Napolitana“, bei dem unsere Guides reserviert haben. Im Anschluss gehen wir noch in den angrenzenden „Club“ und schwingen wenigstens für ein paar Minuten das Tanzbein. Oder tun nur so.
Tag 7 – Swakopmund
Up: 8:00h, breakfast: 8:45h, sandboarding: 9:30h
Wir werden mit einem alten Minivan von einer deutschen Aussteigerin im B&B abgeholt und in die Dünen gefahren. Dort werden wir die nächsten 3 Stunden damit verbringen, auf einem Sandboard die Dünen möglichst unbeschadet runter zu kommen. Außerdem versuchen wir uns im „Sand-sliding“, was mich auf unglaubliche 71 km/h pro Stunde bringt! Und das nur mit einem dünnen Brett unter meinem Körper. Wow!
Einen ausführlichen Bericht hierzu findet ihr in unserem Sport-Blog unter Sandboarding.
Es sei nur soviel gesagt; es hat super viel Spaß gemacht, auch wenn es sehr anstrengend ist. Es hatte nur mal wieder körperliche Folgen für mich. Ich schrei ja bei fast allem laut „hier, ich will!“, so dass ich mich kurz vor der letzten Abfahrt beim Jump von einer Rampe ernsthaft am Arm verletzt habe. Was ich da noch nicht wissen kann: Das wird mich über Wochen begleiten und dafür sorgen, dass ich auf Bali weder Surfen noch Yoga machen kann!!! So ein Mist 😡😡
Ohne genau zu wissen, was eine ärztliche Untersuchung ergeben hätte, tippen wir auf eine fiese Zerrung der Oberarm-Muskulatur. In den nächsten Tagen wird es mir noch nicht mal möglich sein, den Arm überhaupt anzuhaben, von den Schmerzen mal ganz abgesehen. Hmm, „No Risk – no Fun“ oder wie war das…?!
Nachdem ich mir mit einer riesigen Rama-Margarine Packung aus dem B&B versucht habe den Arm zu kühlen, entschließen wir uns doch noch kurz die Stadt zu erkunden. Wir bleiben direkt im deutschen Museum hängen, dass Tobi gestern schon aus dem Bus erspäht hat. Wirklich sehr interessant, was dort über Jahrzehnte zusammen getragen wurde. Eine reiche und faszinierende Geschichte unter den Einflüssen der deutschen Kolonialisierung.
Bezaubernde Architektur in der kompletten Infrastruktur der Stadt lädt Touristen zum bummeln in der 42.000 Einwohner Stadt ein. Überall treffen wir auf deutsch-sprachige Menschen, was irgendwie eigenartig ist, so weit weg von zu Hause…
Mehr zum Thema „Swakopmund“ und der „deutschen Geschichte in Namibia“ findet ihr in Tobi’s Blogbericht.
Um 18 Uhr treffen wir uns dann im Büro der Sandboarding Company, um uns die Bilder und den Film vom Tag anzusehen.
Danach geht es nochmals mit einer kleineren Gruppe in Swakopmund zum Essen und wir lassen den Tag gemeinsam ausklingen.
Wichtig zu wissen: In Swakopmund ist es dringend notwendig einen Tisch zu reservieren, wenn man vor hat abends essen zu gehen. Ohne Reservierung hat man so gut wie nirgends eine Chance auf einen freien Platz, schon gar nicht mit mehreren Personen.
Tag 8 – Swakopmund to Spitzkoppe – 80 km
Up: 8:00h, breakfast: 9:00h, check-out: 10:00h
Nach dem Lunch brechen wir ungewöhnlich spät auf und machen uns auf den Weg zum Spitzkoppe Mountain. Wir verlassen die Küste und kurven durch aride Landschaften bis zu unserem Ziel.
Dort angekommen bekommen wir durch Morrison eine kleine Führung über die angrenzenden Hügel und einzigartigen Felsformationen, bis hin zur „Spitzkoppe Bridge“. Leider bekommen wir wieder nur spärliche Informationen zu unserem Standort und auch zu den berühmten und antiken Felsmalereien verlieren unsere Guides kein Wort. Sehr schade. Wir lesen dann danach im Reiseführer darüber und wundern uns, wieso man verpasst hat dies zu erwähnen…
Mich erinnern die Felsen von der Oberflächen Beschaffenheit und Farbe stark an den „Ayers Rock“ in Australien.
In dieser Nacht bekommen wir nochmal die Möglichkeit draußen zu schlafen.
Jedoch nehmen nur 5 Personen von unserer 23-köpfigen Gruppe diese tolle Möglichkeit wahr.
Nach einem herrlichen Sonnenuntergang, unserem gemeinsamen Dinner und einer netten Runde am Lagerfeuer, bei der sogar PJ mal Spaß zu haben scheint und uns ein paar afrikanische Dinge beibringt, marschieren wir los. Vom Camp auf den Berg. Dort suchen wir uns eine – vermeintlich – windgeschützte und relativ flache Stelle, so dass wir nicht Gefahr laufen, nachts den Berg unbemerkt runter zu rollen ;-))
Unsere Matte auf dem Stein, der Schlafsack vorbereitet und das Kissen positioniert. Wir glauben gut gerüstet zu sein für unsere Nacht auf dem Berg. Mit mehreren Kleiderschichten schlüpfen wir in unseren Schlafsack und bestaunen mit offenem Mund die Milliarden von Sternen über uns. Unglaublich. Welch Stille und dem Himmel so nah… Nach 2 Stunden wird es allerdings doch kalt. Sehr kalt. Ich persönlich mache kein Auge zu in dieser Nacht, da ich unheimlich friere und all das Füße-aneinanderreiben nichts hilft. Trotz Buff-Tuch und Schal, komplett im Schlafsack verpackt wird es einfach nicht wärmer. Naja, es gibt schlechtere Orte, um nicht zu schlafen. Wenigstens habe ich ein tolles Naturschauspiel über mir, mit all den Sternen und dem Mond. Ab und zu hört man von weit weg Tiere in der Nacht. Das ist Freiheit.
Tag 9 – Spitzkoppe to Outjo – 340 km
Up: 5:45h, breakfast: 6:30h, start: 7:00h
Ich bin sehr froh, als die Sonne sich ihren Weg bahnt und wir aus unserem „Bett“ einen wundervollen Sonnenaufgang auf dem Spitzkoppe Mountain erleben dürfen. Das war doch die durch-gemachte, kalte Nacht allemal wert.
Auf unserem Weg zum „Himba Tribe“ kommen wir an einem „Herero-Craft-Market“ vorbei. Dort werden handgemachte Gegenstände von Herero-Frauen in ihren prachtvollen und farbenfrohen Gewändern zum Verkauf angeboten. Natürlich eine weitere Touristen-Anlaufstelle. Gestern Abend am Lagerfeuer hat man uns „perivi?“ beigebracht. Das neu erlernte „Wie geht’s?“ nutzen wir natürlich alle. Das Angebot reicht von Schmuck, über Holzfiguren, Kleider und Tierfelle. Unser Interesse gilt einer antiken „Singer-Nähmaschine“, die irgendwie den Weg ins weite Afrika gefunden hat und dort anscheinend noch gute Dienste leistet.
Mit den Raffungen und Volants wirken die Kleider der Damen wie aus einer Zeitmaschine entsprungen. Tatsächlich stammt der Schnitt aus dem Ende des 19. Jahrhunderts. Damals hatten rheinische Missionare in Deutschland-Südwestafrika, wie es damals genannt wurde, den dort lebenden Herero eine Art viktorianische Garderobe verordnet. Das zuvor eher spärlich bekleidete Hirtenvolk fügte sich dieser neuen Kleiderordnung. Allerdings veränderten sie diese gleichermaßen durch bunt bedruckte Stoffe und selbst entwickelte Accessoires. Allen voran die auffällige Kopfbedeckungen, die Rinderhörnern nachempfunden sind. So verwandelten sie für sich die Demütigung in einen Triumph. Bis heute tragen die überwiegend in Namibia lebenden Herero diese historischen Kleider zu festlichen Anlässen. Oder abermals um Touristen damit zu beeindrucken.
Mehr über die Geschichte und dem Herero-Aufstand von 1904 könnt ihr in dem Artikel „Die deutsche Geschichte in Namibia“ lesen.
Nach unserem Lunch geht es zur „Himba“ Gemeinschaft nahe Kamanjab.
In Namibia gelten sie als die letzten Nomaden und es ist erstaunlich, wie verbunden sie trotz aller Katastrophen und Beeinflussung der vergangenen Jahrzehnte (Dürrekatastrophe, Krieg) ihrer Tradition geblieben sind.
Die Einflüsse der modernen Zivilisation machen allerdings auch vor den Himbas nicht halt, doch viele Traditionen konnten trotz allem in ihrer Ursprünglichkeit beibehalten werden. Dazu gehören rituelle Aspekte, das heilige Feuer und die heiligen Rinder.
Am auffälligsten ist die „Kleidung“ und der reiche Schmuck der Himbas. Dieser dient nicht nur ästhetischen Zwecken, sondern repräsentiert auch den gesellschaftlichen Status des Trägers. Das Schönheitsideal imitiert die heiligen Tiere der Himba, die Rinder. Die Frisuren sind symbolträchtig und können z.B. Rinderhörner, als auch den Beziehungsstatus darstellen. Damit der Körper glatt und glänzend wie das Fell eines Kalbes ist, wird er mit einer Paste aus Rotholzpulver und Butter eingerieben. Die Kleidung besteht ausschließlich aus Fell und Leder. Der Körper wiederum wird mit dekorativen Messingringen geschmückt.Lederanhänger und -Streifen, Draht- und Eisenperlen vervollständigen diese und hängen über Rücken und Brust. Ein besonderes Schmuckstück und Anhänger für Ketten ist das „Tritonshorn“, das Gehäuse einer Schnecke. Im Touristenzeitalter hält man die Himbas dazu an, Schmuck nicht nur für den Eigenbedarf, sondern auch für den Verkauf herzustellen.
Das Ausschlagen der unteren Schneidezähne von Jungen und Mädchen um die 9 Jahre gilt als Schönheitsideal…
Leider gleicht der Besuch bei dem Himba Stamm für unser Empfinden mehr einem Zoo Besuch.
Die Kinder reihen sich wie dressiert am „Eingang“ ihres Dorfes unter einem Baum auf und trällern ein einstudiertes Lied. Für jede Touri-Gruppe aufs Neue.
Wir fühlen uns mit der Situation nicht wohl und entschliessen uns, statt durch das Heim dieser Menschen zu laufen, mit ihnen Sport zu machen.
Kaum hängt Tobi seinen Aerosling an einen Baum, kommen alle Kinder mit neugierigen Blicken und glänzenden Augen, allerdings zunächst recht schüchtern angerannt und postieren sich in einem Sicherheitsabstand am nächsten Baum. Als wir sie auffordern mit zu machen ist die Begeisterung grenzenlos! Auch ein erwachsener Einwohner des Dorfes kommt mit Interesse auf uns zu und bittet um eine „Probe-Session“. Nichts lieber als das!
Viele Kinder kommen auf die Idee, dass es mit Sicherheit Spaß macht sich von Tobi am Arm hängend hoch heben zu lassen. So ist er die nächsten 10 Minuten damit beschäftigt abwechselnd Kinder mit beiden Armen hochzuheben.
Lautes Gelächter, strahlende Gesichter und Kinderaugen, mehr wollten wir nicht erreichen. Besser, als ihnen Geld zuzustecken, das sie mit einem Blick ansehen, als ob sie sich fragen „Und, was soll ich jetzt damit anfangen?!“.
Die Kinder haben ein unheimliches Bedürfnis uns anzufassen und suchen immer wieder den körperlichen Kontakt. Ihre Haut ist sehr rau und dreckig. Tiere sitzen in den Haaren und verklebte Nasen sind kein Einzelfall.
Wir haben das dringende Bedürfnis uns zu waschen und zu desinfizieren. Auch wenn das fies klingen mag, aber wir wissen wirklich nicht, welche Krankheiten hier an der Tagesordnung sind. Immerhin leben sie mit Rindern, Ziegen, Hühnern und deren Ausscheidungen unter einem Dach.
Nach der „Work-Out-Session“ kommen wir bei zwei unter einem Verschlag sitzenden Himba-Frauen vorbei, die uns sogleich mit „Moro, perivi!?“ (Hallo, wie geht’s !?) ansprechen. Gekonnt antworten wir „Nawa!“ (Gut). Sie freuen sich über unser „Gespräch“ und schauen uns erwartungsvoll an. Tobi kommt auf die Idee auch ihnen etwas zu zeigen, was sie definitiv noch nie gesehen haben. Er holt seine Blackroll aus dem Rucksack und wir sehen riesige Fragezeichen in den Augen der Frauen. Wir machen ihnen vor, wie es geht, und sie machen es sehr zögerlich und mit offensichtlicher Skepsis nach. Kurz darauf verwandeln sich die ernsten Gesichter in ein Lächeln und dann ein breites Lachen. Es ist sehr schön mit anzusehen, wie sie gerade etwas Neuartiges erfahren. Wir lassen Ihnen unsere große Wasserflasche da und sie freuen sich unglaublich darüber. Man hat uns vorher geraten diese besser nicht mitzunehmen, da es im Dorf keine Plastikflaschen gibt und man sich dann nur darum streiten würde.
Als wir uns daraufhin umsehen ist von unserer Gruppe weit und breit nichts mehr zu sehen. Ein paar Himbas sehen wohl unsere suchenden Blicke und strecken ihre Arme alle wegweisend in eine Richtung.
Wir schlagen also diesen Weg ein und bemerken den Gestank, der von diesem Ort ausgeht. Es ist enorm. Eine Mischung aus Tierkot, verrottendem Abfall, Stall und ungewaschenen Körpern. Die Himbas duschen sich nicht, aus Überzeugung. Oder so ähnlich… Eines haben sie dadurch auf jeden Fall erreicht: Sie stehen ihren heiligen Rindern in puncto Körpergeruch in nichts nach!
Die einzige Information, die wir dann von unserem Guide mitbekommen, ist, dass die Himba oft nicht möchten, dass ihre Kinder zur Schule gehen, da sie befürchten, dass ihr Stamm und die Traditionen verloren gehen. Eine eigenartige Weltanschauung, aber in deren Situation schon fast wieder verständlich… Trotzdem tut es uns für die Kinder leid, die weder eine Wahl für, noch eine Chance auf ein anderes Leben haben.
Zurück in unserem Paralleluniversum – dem Truck – geht es in unser nächstes Camp für die Nacht. Alle scheinen ein wenig nachdenklich zu sein und es ist sehr ruhig auf der Fahrt.
Als wir in unserem Camp ankommen sind wir begeistert. Ein modernes, gepflegtes Camp mit Pool und schöner Bar. Nach dem Dinner treffen sich viele dort, spielen UNO und lassen den Abend dann in der angrenzenden Bar ausklingen.
Wir gehen gegen 23 Uhr in unser Zelt und hauen uns aufs Ohr, nichtsahnend, was diese Nacht für uns bereithält.
Um 10 nach 1 Uhr werden wir durch lautes Geschrei jäh aus dem Schlaf gerissen. Was ist denn jetzt los?!? Ich verstehe nur: „Get outta here! Why are you stealing our things? It’s not your stuff! Get out!“ Gefolgt von zwei lauten und langen Schreien, voller Inbrunst: „Aaaaaaaahhhh, Aaaaaaaaaaaaaaaahhhh!!!“
Mir stockt der Atem und durch den amerikanischen Akzent ist mir sofort klar, dass es nur Ron sein kann. Unser pensionierter amerikanischer Lehrer. Bewaffnet mit Taschenmesser und -Lampe wagt sich Tobi nach draußen. Langsam hören wir auch wie sich die Reißverschlüsse der anderen Zelte öffnen. Keiner weiß zunächst, was vor sich geht. Schnell ist das betroffene Zelt ausfindig gemacht, da die zwei Bewohnerinnen aus Holland geschockt und weinend darin sitzen. Was ist nur passiert?!? Da ich weiterhin das Zelt bewache und wir hinter dem Bus platziert sind, kann ich nicht erkennen, was gerade auf der anderen Seite los ist. Aufgeregtes Treiben macht sich in unserem Camp breit. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Tobi kurz zurück, um mir schockiert davon zu berichten, dass einige Zelte gerade ausgeraubt wurden, während die Leute darin schliefen. Oh mein Gott!!! Nicht im Ernst, oder?! Das kann doch nicht wahr sein und trägt nicht gerade zu meinem geliebten Sicherheitsgefühl bei.
Tobi stoppt nur kurz, da wir dringend unsere Guides finden müssen, die irgendwo in einem Zimmer untergebracht sind, und er sich auf die Suche nach Ihnen macht.
Aufregung macht sich im Camp breit und inzwischen sind fast alle wach. Zwei Südafrikaner aus der Bar sind dazu gestoßen und starten direkt ihren Wagen, um sich auf die Suche nach dem Dieb zu machen. In der Dunkelheit der Nacht eigentlich ein aussichtsloses Unterfangen, aber untätig rumsitzen möchte nun auch keiner. Zumal an schlafen gerade überhaupt nicht zu denken ist. Wie auch?!
Ron fährt mit den Männern mit, da er der Einzige ist, der den Dieb gesehen hat und im Zweifel wieder erkennen würde. Kurz vorher wurde die Stelle gefunden, wo er sich durch den Elektrozaun in die Flucht geschlagen hat. Leider war dieser aus unverständlichen Gründen in dieser Nacht nicht eingeschaltet…
Passiert ist übrigens Folgendes: Ron liegt noch wach und hört nebenan das Geräusch des Reißverschlusses des Nachbarzeltes. Er wundert sich und schaut durch das geöffnete „Fenster“ seines Zeltes, das nur durch ein Mosquitonetz von draußen getrennt ist. Da diese Zelte direkt unter einer Lampe stehen, kann er genau sehen, was vor sich geht. Ein Fremder hat sich in das Zelt der Holländerinnen begeben und alle Wertgegenstände wie Handy, Kamera, Geldbeutel und teure Wanderschuhe entwendet. Aufgeschreckt durch das Geschrei von Ron flüchtet der Dieb. Das einzige was Ron noch erkennen kann ist sein Gesicht, ein roter Pullover und die schwarze Hautfarbe…
Nach und nach stellen 5 Zelte fest, das ihnen etwas fehlt. Dort hat er wohl zuvor schon zugeschlagen. Bei unserer Schweizerin Heidi fehlt die Gürteltasche, die sie kurz ins Zelt gelegt hat, um sich die Zähne putzen zu gehen. Als sie 5 Minuten später zurück kommt ist diese inklusive Handy und Reisepass verschwunden. Glücklicherweise finden wir später den Reisepass, den er wohl kurz vor dem Zaun hat fallen lassen. Glück im Unglück: Im Reisepass hatte Heidi ihre Kreditkarte verstaut.
Das ältere Ehepaar aus Holland merkt erst einige Zeit später, dass der Dieb auch in ihrem Zelt war. Bei einem nächtliche Toilettengang hat man den Rucksack inklusive Fernglas und anderen Gegenständen geklaut. Es hat uns also jemand sehr genau beobachtet und immer die Gunst der Stunde genutzt. Das ist wirklich beängstigend!
Am Morgen wird unsere Italienerin noch bemerken, dass man ihren teuren Funktionssweater von der Wäscheleine geklaut hat. Letztlich wurden alle Zelte um uns herum „besucht“. Wir hatten offensichtlich Glück, da ich – sehr zum Unverständnis von Tobi – immer unser Zelt vorsichtshalber mit einem kleinen Vorhängeschloss verschließe. Ein kleiner Triumph über meine „Übervorsicht“ im Gegensatz zu Tobi’s „Leichtsinnigkeit“ macht sich breit 😉 Letztlich bin ich einfach nur froh, dass bei uns noch alles vollständig da ist!
Nach ungefähr einer Stunde kommen die „Ranger“ zurück. Allerdings leider erfolglos. In der Zwischenzeit haben wir dann auch irgendwann unsere Guides ausfindig gemacht, die allerdings nur untätig rumstehen. Die Chefin des Camps ist auch aufgetaucht und man einigt sich darauf morgens direkt zur Polizei zu gehen…
Inzwischen ist es 3:15 Uhr und die Aufregung scheint sich ein wenig gelegt zu haben.
Alle gehen wieder in ihre Zelte. Die Nacht wird sowieso kurz, da wir um 5:45 Uhr aufstehen müssen…
Gegen 5 Uhr werden wir erneut durch dieses Mal ewig lange markerschütternde Schreie einer – wie wir vermuten – Frau jäh aus dem Schlaf gerissen. Was ist denn jetzt wieder passiert? Das klang so furchteinflösend und wird mir für lange Zeit nicht mehr aus dem Kopf gehen…
Wir haben unser Zelt nahe der Toiletten und für mich hat es sich angehört, als hätte man dort einer Frau gerade etwas angetan. Einfach furchtbar!!
Tobi, sowie alle anderen Männer, sind dieses Mal schneller draußen als beim letzten Mal, wo keiner wusste, ob nicht vielleicht jemand schlecht geträumt hat oder die bellenden Hunde anschreit.
Draußen angekommen ist zunächst nicht klar was vor sich geht. Simon, der Holländer kommt zurück und sagt, es habe sich jemand erschrocken, weil der Wind das Zelt stark bewegt hat.
Des Rätsels Lösung erfahren wir allerdings erst einige Zeit später und sind doch mehr als erstaunt…
Letztlich war es so, dass der Sohn unserer Polen, die in den USA wohnen, einen Krampf hatte und vor Schmerzen geschrieen hat. Der Vater, in der Dunkelheit und noch den Schreck von 3 Stunden zuvor in den Knochen, schmeißt sich zum Schutz ebenfalls schreiend auf seinen Sohn. Wenn nicht alles so angsteinflössend gewesen wäre, dann hätten wir wahrscheinlich Tränen gelacht… Das werden wir am nächsten Tag nachholen. Nun ist die Nacht wirklich gelaufen und keiner legt sich mehr hin.
Diese Nacht war für alle eine Lehre und ich werde meine „Sicherheitsmaßnahmen“ beibehalten, ob es Tobi nervt oder nicht! Schließlich hat uns das unsere Wertgegenstände gesichert.
Man sieht daran, dass es keinesfalls so ist, dass sich alle mit ihrer Situation zufrieden geben und Wertgegenstände in armen Ländern eben Begehrlichkeit und Interesse wecken. Man sollte einfach nicht offen zeigen, was man hat, bezogen auf Schmuck sowie Handy, Kamera, Computer, etc. Man erhöht dadurch ganz klar die Gefahr, genau um diese Gegenstände erleichtert zu werden.
Tag 10 – Outjo to Etosha National Park – 170 km
Up: 5:45h, breakfast: 6:30h, start: 7:00h
Nach dem „Frühstück“ geht es wie besprochen zunächst einmal zur örtlichen Polizei Station, um die Anzeigen der Diebstähle aufzugeben. Auf der Polizei tut man zunächst so, als ob das noch nie passiert wäre und weiß allen Ernstes nicht, was nun zu tun ist.
Wir schlagen vor, dass die Aussagen aufgenommen werden und alles in einer Anzeige festgehalten wird, so dass die Betroffenen zu Hause die Diebstahlsanzeige bei ihrer Versicherung einreichen können.
Der Betreiber des Camps ist sehr großzügig und zahlt jedem 50% der geklautem Gegenstände in bar aus. Natürlich in Namibia Dollar. Aber besser als nichts. Und wenn die Versicherung in Deutschland ebenfalls dafür aufkommt, so ist der entstanden Schaden gar nicht soo groß.
Eine Woche nach der Tour wird uns eine E-Mail von Heidi, der ebenfalls bestohlenen Schweizerin mit folgendem Inhalt erreichen: „… In Namibia läuft die Suche nach den Dieben auf Hochtouren, nachdem ich Fotos von fremden Männern auf meinem iPad hatte und diese an das Camp weiterleiten konnte. Mein iPhone war connected mit meinem iPad und die Lieben machten Fotos mit meinem iPhone. Einen Mann haben sie bereits eingebuchtet und mein iPhone kam auch schon wieder zum Vorschein. Leider nicht die Kamera von Christl und die Schuhe von Mirthe…“.
Haha, wir haben uns kaputt gelacht, als wir diese Email gelesen haben. Gerechtigkeit siegt am Ende doch immer! Das ist ja auch selten dämlich! Wozu solche Selfies heutzutage doch gut sein können ;-)) Wahrscheinlich kennen Sie die Streaming-Technik einfach nur nicht… Ende gut, alles gut!
Etwas verspätet erreichen wir gegen Nachmittag den „Etosha National Park“ und sind direkt mittendrin im Geschehen. Als erstes begegnen wir eine Herde Zebras, dann unserer ersten Giraffe. Es wimmelt nur so von unterschiedlichen Tierarten. An einem künstlich angelegten Wasserloch sehen wir dann die ersten Elefanten. Juhuuu, ich finde diese gutmütigen Dickhäuter ja gemütlich und faszinierend. Vielleicht als Kind zu viel „Benjamin Blümchen“ Hörspiel-Kassetten gehört?! 😉
Der NP ist wahrlich einzigartig in Afrika. Durch die spärlich Bewachsung hat man gute Möglichkeiten viele Tiere zu sehen, die sich sonst in der dichten Vegetation verstecken. Es kommt nicht selten vor, dass Tiere direkt vor unserem Fahrzeug die Fahrbahn kreuzen.
Das Hauptmerkmal des Parks ist die mit 130 km lange und 50 km breite „Salzpfanne“, die sogar aus den Weltall zu sehen ist. Diese Fläche nimmt fast ein Viertel des gesamten Parks ein. Trotzdem gibt es hier eine üppige Bevölkerung an Wildtieren, die sich an den angelegten Wasserlöchern versammeln, so dass man fast eine Garantie hat Tiere zu sehen. Diese sind ideal, um in Ruhe und ohne den Lärm vorbeifahrender Fahrzeuge Tiere zu beobachten. Der Park ist einer der zugänglichsten Reservate in Namibia und dem südlichen Afrika. Entgegen der Info, die uns durch unsere Guides gegeben wird, soll der Park Malaria-frei sein.
Weitere Stunden geht es mit geöffneten Truck Fenstern durch den Park, auf „Safari“. Ich muss gestehen, diesen Part habe ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Dass man den Bus nicht verlassen darf ist ja irgendwie klar und verständlich. Aber ich beneide einfach die offenen Safari-Trucks oder Jeeps, die mit 2 oder maximal 4 Leuten unterwegs sind. Sie können frei entscheiden, ob, wann, wo und wie lange sie anhalten wollen. Bei uns wird für die 100. Giraffe und das 800. Zebra immer noch angehalten. Alle Bus-Insassen versuchen das perfekte Foto zu schießen. Teilweise ertönt ein panischer Schrei wie „Stoooop, stop the car, go back!! I think i saw something!“ Ja klar, und was ist es dieses Mal? Ein Vogel, eine Ameise?!? Wäre es doch nur mal ein Löwe gewesen… Das hektische Treiben, Arme und Ellbogen im Gesicht, weil sich jeder über dich lehnt, um ans Fenster zu kommen, das Unverständnis zur Notwendigkeit der Ruhe, das alles brauchen wir in der Art nicht nochmal…
Abends erreichen wir dann reichlich verspätet unser Camp „Halali“ und machen uns nach dem Zeltaufbau auf den Weg zu einem nahe gelegenen Wasserloch. Dieses wird von Scheinwerfern bestrahlt, um uns zu ermöglichen bei dem nächtlichen Treiben zu zu sehen. Hier ist so ziemlich alles vertreten: Zebras, Oryx, Springbok, Hyänen, Strauße, Elefanten und… Was kommt denn da aus dem Dickicht hervor?! Wow, 2 vom Aussterben bedrohte Spitzmaulnashörner pirschen sich langsam heran. Das wiederum scheint den Elefanten gar nicht zu behagen. Ein kleines, aber bestimmtes „Kräftemessen“ nimmt seinen Lauf. Hier erleben wir, dass ein aufgebrachter Elefant so klingen kann wie ein brüllender Löwe… Interessant. Das kennt man ja sonst nur aus dem Zoo. Das Ende vom Lied ist; die Rhinos ziehen sich ein wenig zurück, warten darauf, dass die Elefanten die Biege machen und kommen dann wieder zum Vorschein.
Das nächtliche Beobachten der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung gehört für mich zu den Highlights der Tour.
Allerdings: Ab dem „Etosha National Park“ wurden wir auch immer wieder von unseren Guides vor den Gefahren von Malaria gewarnt. Es heißt, dass ein Stich einer Mücke dort 100 %ig zu Malaria führt und eine Prophylaxe unumgänglich ist.
Ich persönlich muss zugeben, dass mich die Angst vor Malaria oder sonstigen durch Stechmücken übertragbaren Krankheiten doch ganz schön einschränkt. Es ist ständig im Hinterkopf und einen 100% igen Schutz gibt es einfach nicht. Auf die Dauer könnte ich damit kaum leben.
Mit Spray und langärmliger Kleidung schaffen wir es ganz gut uns zu schützen. Was sich positiv auswirkt ist die trockene Hitze, in der nur wenige Mücken unterwegs sind.
Nachdem die vorherige Nacht praktisch ohne Schlaf satt fand, fallen wir erschöpft in unsere Zelte und schlafen in dieser Nacht sehr gut.
Tag 11 – Etosha National Park – 150 km
Up: 4:45h, breakfast: 5:30h, start: 6:00h
An diesem Tag brechen wir nochmals sehr früh auf, um die Chance zu haben Löwen zu sehen. Das gelingt uns auch, wenn gleich sie sehr weit weg unter einem Baum liegen und nur mit dem Kamera-Zoom als Löwen zu identifizieren sind.
Heute werden wir den kompletten Tag im Truck verbringen. Allerdings hat man nach dem Lunch die Möglichkeit für eine Runde aus zu setzen. Diese nehmen wir dankend wahr und kühlen uns im Camp-Pool ab, so wie die Hälfte unserer Gruppe auch.
Auf dieser Fahrt werden die Mitfahrenden allerdings nochmals Löwen in greifbarer Nähe sehen. Tja, Pech gehabt. Aber der Break war bitter nötig. Die Fotos der Löwen sind jedenfalls sehr schön 😉
Der König des Nationalparks! ©Andrea M.
Wir sehen an diesem Tag auch einen Gepard, ein kleiner Erfolg zumindest. Leider ist es im Etosha NP sowieso nicht möglich alle „Big 5“ zu sehen, da dort keine Büffel leben!
Diese Nacht verbringen wir im Camp „Okaukuejo“, unweit eines großen Wasserlochs mit vielen Tieren und damit, Phase 10 zu spielen, während ein Großteil unserer Gruppe auf der zusätzlichen Aktivität „Night Game Drive“ ist. Leider fehlt uns dazu das nötige Kleingeld. Aber wir haben auch so schon seeehr viel gesehen und erleben dürfen!
Tag 12 – Etosha NP to Windhoek – 500 km
Up: 5:45h, breakfast: 6:30h, start: 7:00h
Auch an diesem Morgen versuchen wir nochmal unser Glück und der Truck begibt sich auf die Suche nach Löwen und Leoparden. Leider erneut ohne Erfolg.
Auf unseren Fahrten kommen wir immer wieder an riesigen bis zu 7 m hohen Termitenhügeln in jeglichen Formen vorbei. Diese von Termiten geschaffenen Bauwerke sind wirklich erstaunlich und beherbergen bis zu mehreren Millionen „Bauherren“. Das Baumaterial setzt sich aus Erde und zerkautem Pflanzenmaterial zusammen. Als Bindemittel dient der Kot und Speichel der Termiten. Durch die Festigkeit können diese Hügel mehrere tausend Jahre Bestand haben.
Nachdem wir das Tor zum und aus dem Etosha NP passiert haben, findet der nächste Halt an einem populären „craft market“ statt. Dort wird mal wieder handgemachte Kunst und Schmuck zum Verkauf angeboten. Eine schier endlose Strasse aus aneinander gereihten Blech-und Holzhütten. Überall sind wir „der erste Kunde, der einen Special Price bekommt“ und „Looking is free“ ist wieder einer der Standardsätze.
Von da aus machen wir uns auf den Weg zu unserer letzten Etappe und unserer Endstation Windhoek, Namibias Hauptstadt.
Da wir mit Heidi die Einzigen sind, die ihre Tour in Windhoek beenden, müssen wir unsere Unterkunft für dort selbst organisieren.
Über Bekannte wurde uns eine besondere Unterkunft ans Herz gelegt, das „Maison Ambre Guesthouse“ (www.maisonambre.de). Wir haben uns dort für 5 Nächte, bis zu unserem Abflug nach Bali, einquartiert. Und das war goldrichtig so. Wir werden dort eine sehr nette Zeit mit den Eigentümern Beate & Klaus, sowie mit Andrea & Willi, die die beiden tatkräftig unterstützen, verbringen. Mehr darüber und unseren Aufenthalt in Windhoek könnt ihr in dem Bericht „Er.lebe Windhoek“, sowie Tobis Artikel „Sport in Namibia“ lesen.
Am letzten Abend der Tour treffen sich nochmal alle zum Abschiedsessen in Joe’s Beerhouse. Eine wirklich coole und große Location, in der man sehr gut essen kann. Von afrikanischem Rind bis hin zu deutschen Klassikern wie Haxe mit Kartoffelpüree und Sauerkraut. Davon macht Tobi natürlich gleich Gebrauch, nach zwei Wochen „fasten“ – für ihn zumindest 😉
…und zum Abschluss eine schöne „Haxe“ 🙂
Für uns heißt es also Abschied nehmen und der Rest der Gruppe wird noch bis zu den Victoria-Falls zusammen im Truck reisen.
FAZIT CAMPINGTOUR
Zunächst einmal ist festzustellen, dass so eine geführte Gruppentour gut mit dem Dschungelcamp vergleichbar ist… Außer, dass es statt Reis eben Toast als Grundnahrungsmittel gibt und man (leider) keinen anderen Teilnehmer raus wählen kann 😉
Nach ein paar Tagen zeigt sich der sogenannte „Lagerkoller“ und die Fassaden bröckeln langsam, aber sicher.
Nun muss man ehrlicherweise auch zugestehen, dass davor keiner gefeit ist und 23 völlig fremde und unterschiedliche Personen aller Nationen auf engstem Raum 12 Tage miteinander verbringen, ob sie sich mögen oder nicht.
In einem Truck bei über 35 Grad Außentemperatur und keiner Klimaanlage (was auch besser so ist), in Zelten, Plätzen ohne sanitären Anlagen, seeehr frühem Aufstehen, Menschen jeder Herkunft/Sprachen/Alters. Da ist es vielleicht nur „menschlich“, dass es zu zwischenmenschlichen Differenzen kommt?!…
Bezeichnet man das also als eine Extremsituation, von der man landläufig gerne spricht?!
Wie auch immer, das nächste Mal würden wir diese Tour auf eigene Faust angehen und hätten somit mehr Einfluss darauf, was wir wo wie lange sehen wollen. Vor allem eine Safari-Tour würden wir nie mehr mit solch einer großen Gruppe machen. Zu zweit hat man einfach mehr davon.
Der Touranbieter „Nomad“ war per se nicht schlecht, allerdings muss man einfach unglaubliches Glück mit den Guides haben. Das ist das „A“ und „O“ eines solchen Erlebnisses.
In Windhoek haben wir durch Zufall die Managerin Liz Kirby von „Wild Dog Safaris“ (www.wilddog-safaris.com) kennengelernt. Hier sind die Gruppen kleiner und aufgrund der geringeren Anzahl an Trucks und Guides sind diese enger geführt und es ist somit eine bessere Kontrolle über die Geschehnisse möglich. Natürlich sind diese dann auch etwas kostspieliger.
Die Fahrt im Truck durch Namibia gleicht einer zu intensiv eingestellten Ganzkörper-Powerplate, nur leider nicht mit der gleichen Wirkung! Schade eigentlich, das wäre ein wünschenswerter Nebeneffekt 😉
Meine 8 PERSÖNLICHEN ERKENNTNISSE während der Campingtour:
- Auch nach zwei Wochen Aufstehen zwischen 4 Uhr und 6 Uhr stelle ich fest, dass ich einfach kein „Morgen-Mensch“ bin. Meine Familie, Freunde, Kollegen, sowie mein Partner können das mit Sicherheit aus Erfahrung bestätigen 😉 Ich kann mich einfach nicht daran gewöhnen. 8 Uhr langt ja schließlich auch noch, um das „Gold der Morgenstund“ ein zu fangen 😉 Ich funktioniere einfach tagsüber, am Abend und nachts besser als früh morgens…
- Alles, was man bis zum Exzess hat, ist einem irgendwann zu wider. In meinem Fall ist das Toastbrot! Diese Erfahrung durfte ich damals in Australien schon machen. Ich glaube allerdings auch, dass das ebenso mit Essen und Dingen passieren kann, die man wirklich mag. Was Zuviel ist, ist Zuviel!
- Der Sicherheitsfaktor in Afrika ist für mich eine riesige Einschränkung. Wer will sich schon dauernd Sorgen machen, wenn er auf die Straße geht, hinter Zäunen und Stacheldraht wohnen und nicht einfach unbeschwert seinem Tagesablauf nachgehen?! Für mich ist das nichts. Ich möchte mich frei und sorglos in meinem Umfeld bewegen können.
- Heiss hat verschiedene Abstufungen. Hier in der Wüste ist es einfach nur HEISS! Vergleichbar mit einem heißen Fön, den man sich ins Gesicht hält, nur ohne Luftstrom… In Zahlen ausgedrückt waren es um die 45 Grad Celsius. Puh!
- Wo Kacke ist, da sind auch Tiere! Diese Vorgehensweise hat meistens bei der Ausschau nach Tieren geholfen 😉
- Zwiebeln schmecken doch! Und sind gesund… Nach 32-jähriger Zwiebelabstinenz darf ich mich doch tatsächlich ab sofort einen Zwiebelfreund nennen. Wer hätte das gedacht?! Böse Zungen behaupten, dass ich einfach nur aufgrund des Toast-Desasters irgendetwas mit Geschmack zwischen den Kiemen haben wollte… Was auch immer; es hat geholfen 😉
- Wenn es um Dienstleistung und den Servicegedanken geht, dann bin ich sehr intolerant. Wahrscheinlich hat mich mein Beruf in dieser Hinsicht stark geprägt. Völlig zurecht muss ich sagen. Was ich diesbezüglich auf der Tour erlebt habe schlägt dem Fass wirklich den Boden aus…
- Hier bekommt der Ausdruck „in der Pampa“ eine ganz neue Dimension.
Auf jeden Fall auf solch eine Camping-Tour mitnehmen:
- – Wasserflaschen zum Auffüllen
- – Kopfkissen (v.a. für die langen Fahrten im Bus! Z.B. von „Cocoon“ über globetrotter.de)
- – Schlafsack (Unser Tip: Grenztemperatur mind +5°, haben echt gefroren)
- – GPS-Tracker ( „gen3“ von „Spot“ über globetrotter.de)
- – „WaterDry-Bag“, 5 Liter (z.B. für Wertgegenstände auf Kanutour, über globetrotter.de)
- – „Recharge-Power-Stick“ (zum Aufladen von Handy und Kamera, wenn kein Strom vorhanden ist)
- – Wäscheleine (z.B. von „Sea-To-Summit“. Winzig, leicht & ohne Klammern zu benutzen, 3,50 m lang.)
- – Taschenlampe / Stirnlampe
- – Fernglas
- – Vorhängeschloss
- – Bücher und Spiele zum Zeitvertreib
- – Reisewaschmittel
- – Erfrischungstücher / feuchte Tücher
- – Toilettenpapier
- – Handdesinfektionsmittel
Den Großteil der hier aufgeführten Artikel kauften wir bei Globetrotter und können dies mit bestem Gewissen auch weiterempfehlen.
Eure Angelika