Während wir auf unserer 12 tägigen Reise die Weiten des Landes kennenlernten, kamen so einige Themengebieten leider viel zu kurz!
Unsere Safari Tour kratzte noch nicht einmal an der Oberfläche der unglaublichen Geschichte Namibias. Vielmehr saßen wir im Truck und starrten in die unendlichen Weiten des Landes. Was tun während der ganzen Zeit, ist schon etwas öde bei bis zu neun Stunden fahrt am Tag…
Gar nichts für mich! Ich kann ja nicht einmal 10 Minuten still am Strand liegen und dann diese Sitz-Strapazen?! Ich will von Namibia mehr wissen, entdecken und kennenlernen, doch das wird einem leider bei dieser Art Tour ein wenig verwehrt.
Nur gut das unsere Mitreisenden so gut vorbereitet waren und die 23-köpfige Besatzung fleißig Reiseführer im Gepäck hatte. So stöberte ich einen nach dem anderen durch und sah so das Land mit anderen Augen.
Erst recht war es unser zweitägiger Zwischenstopp in Swakopmund, der meinen Entdeckergeist rund um das Thema deutsche Kolonialzeit weckte.
Swakopmund ist ein kleines Städtchen, welches rund 200 km östlich der Landeshauptstadt Windhoek, direkt am atlantischen Ozean liegt.
Es hat sich mit der Zeit zum Touristenörtchen gemausert und ist unbedingt einen Besuch wert! Bei unserem Spaziergang durch Swakopmund waren wir stets überrascht, wie die deutsche Architektur von damals bis heute die Straßen schmückt und der deutsche Geist dort die über 100 Jahre, nach Rückzug der offiziellen Kolonie, überlebt hat.
Leider war die Zeit vor Ort zu kurz, um tiefer in die unglaublich interessante Vergangenheit einzusteigen. Auch wäre ein Abstecher nach Lüderitz, der Geburtsort der Kolonie und Kolmanskop, der verlassene Diamantenort, sehenswert gewesen. Leider ließ das die Tour nicht zu, aber wir kommen bestimmt wieder 🙂
Zur Geschichte in aller Kürze:
- 1883 Heinrich Vogelsang schloss am 12. Mai im Namen des deutschen Kaufmanns Adolf Lüderitz die ersten Verträge über Landverkäufe mit den Orlaam-Nama. Lüderitz erbat sofort Schutz beim Reichskanzler Bismarck.
- 1884 erklärt Bismarck Lüderitzland daraufhin zum deutschen Protektorat. Weitere Landkäufe und Verträge mit dem Nama Stamm und den Herero vergrößern das Gebiet.
- 1889 traf der künftige Gouverneur Curt von François mit seiner 21 Mann zählenden Schutztruppe in Walvis Bay ein und gründete Fort Wilhelmsfeste in Tsaobis.
- 1890 Deutschland einigt sich mit England über den Grenzverlauf zwischen deutschem und englischen Einflussgebiet und tauscht Wituland (im heutigen Kenia) gegen den Caprivizipfel und Helgoland.
- 1892 In zweijähriger Bauzeit lässt Curt von François eine Feste zwischen den Territorien der Nama und Herero errichten und gründete Windhoek (heutige Landeshauptstadt). Im gleichen Jahr wird Swakop zum Hafen der Kolonie bestimmt und Swakopmund gegründet.
- 1902 Fertigstellung der Schmalspur- Eisenbahnlinie Swakopmund – Windhoek.
- 1904 Herero Aufstand: 123 weiße Siedler und Missionare werden getötet. Daraufhin schlug die deutsche Schutztruppe die Aufstände der Nama und Herero in blutigen Kriegszügen nieder. Am 11. August 1904 fand die Schlacht am Waterberg statt. Bei der darauffolgenden Flucht der Herero in die Wüste starben Tausende.
- 1908 ein Mitarbeiter von August Strauch (damals Angestellter der Bahn) fand den ersten Diamanten im Sand. Das Diamantenfieber begann.
- 1914 Ausbruch des ersten Weltkrieges. SüdafrikanischeTruppen marschierten gegen Deutsch- Südafrika. Ein Jahr später kapituliert die Schutztruppe.
- 1919 wurde das Gebiet laut Versailler Vertrag dem Völkerbund unterstellt und Südafrika zur Verwaltung überlassen. Daraufhin folgte eine Ausweisung deutscher Farmer.
Quelle: NAMIBIA / Reise Know- How Verlag
Mit dem Versailler Vertrag hatte die Kolonialzeit somit in Namibia ein Ende. Nach wie vor leben dennoch circa 20.000 Deutsch- Afrikaner in Namibia. Die deutsche Kultur wird bis heute bewahrt und ist vielerorts anzutreffen. Teilweise könnte man meinen, dass die Zeit in vielen Orten stehen geblieben ist und man sich wie ein Kolonist in einer vergangenen Zeit fühlt.
20.November, bei uns geht es weiter! Unser Safari Tour endete gestern in Windhoek. Nachdem wir uns dann am Abend von unserer Safari-Truppe in Joe’s Beerhouse feierlich verabschiedet haben, stehen jetzt noch 5 Tage „Windhoek entdecken“ auf der Agenda. In unserer schnuckeligen Unterkunft „Maison Ambre“ (www.maisonambre.de) heißt es jetzt erst einmal Sportwäsche waschen und uns endlich wieder auf unsere Mission „Fitness-around-the-World“ gehen, bevor es am 24.11. nach Bali geht.
Euer Tobi
Trackbacks