#INDOORACTIVE. FITNESS IN NAMIBIA

#INDOORACTIVE 
FITNESS 
IN NAMIBIA

 

Visit at Piet in Swakopmund

FIT IN SWAKOPMUND 

 

Swakopmund. Nachdem wir unsere Sandboarding Tour gebucht und unsere Unterkunft bezogen hatten wollte ich natürlich gleich wissen was hier in puncto Fitnessstudios so geboten ist.

Wie gewohnt gab ich bei Google Maps „Fitness“ ein, um zu sehen wo etwas Interessantes für mich sein könnte.

Google Maps Anzeige -> NULL TREFFER?! What?!?

Eine Stadt mit 44.000 Einwohner?! Na gut, frage ich mich eben an der Straße durch, wo denn das nächste Gym ist. Gesagt, getan. Viel war allerdings nicht los auf den Straßen des verträumten Kolonieörtchens und es dauerte etwas bis man mich in Richtung Kino lotste. Dort wurde ich auch fündig, inmitten eines großen Hinterhofes eines alten Kolonialbaus war dann tatsächlich ein kleines Fitness-Gym.

Ich betrat den Eingang und dachte mir ‚Ok, passt super zu der Stadt, sehr historisch‘.

Fitness Studio Swakopmund Namibia

Der erste Eindruck war etwas ernüchternd, denn etwas Innovatives werde ich hier im Studio sicher nicht finden. Nach den ersten zwei Metern, die ich in der Tür stand wurde ich dann auch schon angesprochen. „Hey wie geht’s, was treibt dich hier her?“ ertönte eine tiefe Stimme mit schwerem Atem, was wohl daran lag, dass er gerade noch auf der Bizepsmaschine mit schwerstem Gewicht kräftig am Beugen war.

Wir kamen schnell ins Gespräch, jedoch ließ er sich von mir während seines Trainings nicht wirklich aufhalten. Während seiner Sätze an den Geräten hatte ich Sendepause. Zeit mich umzusehen und Fotos zu machen. Piet ist der Geschäftsführer des Gym´s. Er spricht Deutsch und ist in der dritten Generation Deutsch-Westafrikaner. Ein Teil seiner Verwandtschaft ist auch noch in Bayern zu Hause, ihn zieht es allerdings sehr selten nach Deutschland, gibt er preis. Weiter äußert er sich erst einmal abneigend gegen die deutsche Einwanderungspolitik, welche aktuell in Namibia sehr belächelt wird. Danach kamen wir aber schnell wieder zum Thema zurück.

Der gelernte Jurist hat seine Anwaltskanzlei in Swakopmund und weil er so gerne trainiert, kaufte er sich vor acht Jahren das Studio „Power Zone“ im „Dom“. Das urige Studio verfügt über 500 Quadratmeter und ist im klassischen 80er Jahre Style ausgestattet. Design und schnick-schnack sind ihm nicht so wichtig erzählt er, hier zählt nur „schwer anheben und fucking stark sterben“. Ein echter Bodybuilder der alten Schule dachte ich mir. Er ist sehr „straight“, das macht ihn sehr sympathisch. Er sagt was er denkt und man weiß sofort, woran man ist. Der 48 jährige, der seinen Sport liebt und selbst 5-6 Mal die Woche trainiert, legt sehr viel Wert darauf, dass sein Club kein Studio ist, sondern ein Kraftraum. Das wissen auch seine Mitglieder, denn was ich parallel gesehen habe ist definitiv kein Alibi-Training zur Gewissensreinigung. Er war ständig präsent und gab seinen Mitgliedern Tipps und Korrekturen. Wo gibt es das noch!!??

Piet hat in seinem „Kraftraum“ noch zwei Mitarbeiter, ist aber, wenn er nicht gerade in seiner Kanzlei tätig ist, meist selbst vor Ort. Werbung für seinen Club braucht er nicht zu machen, das hat sich bereits rumgesprochen. Außerdem gibt es in Swakopmund „nur“ insgesamt drei Fitnessstudios. Auch auf eine Internetpräsenz, Facebook, etc. verzichtet er gerne. Die Kundschaft ist da, Verträge gibt es nicht, die Laufzeit ist immer nur ein Monat für umgerechnet ca. 25 €. Wer kommt, der kommt.

Er macht sich keinen Kopf, er lebt sein Ding, mit Erfolg! Ich bin mir sicher, dafür beneiden ihn so manche Clubbesitzer in Deutschland 😉 Piet schwimmt eben noch auf einer Insel!

Ich wünsche ihm weiterhin viel Erfolg und komme gerne wieder.

 

FIT IN WINDHOEK 

 

Fitness Studio Windhoek Namibia

 

Unsere Reise ging weiter und so machten wir auch Halt in Windhoek (siehe Beitrag Camping Tour).

Wie bereits in unserem vorherigen Post erläutert, lernten wir Marko kennen. Da kann ich nur sagen: zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Marko ist ebenfalls sehr sportaffin und hat zufällig einen Sportkollegen, der ein kleines Studio besitzt. Ich liebe Zufälle!

Er rief seinen Kollegen an, machte einen Termin aus und war so nett uns auch noch zu Terry zu fahren. Auf dem Weg dorthin fragten wir uns „wo sind wir?“. Das hätten wir selbst nie gefunden! Denn auch in Windhoek war die Google Map suche nach Fitnessstudios erfolglos ( 1 Treffer!!). Diesbezüglich erfuhren wir dann auch von Terry, dass eine Internetpräsenz für ihn nicht wichtig sei. OK.

Wir kamen an, irgendwo hinter dem Messegelände auf einem großen Schotterparkplatz. Die Eingangstür machte nicht den Eindruck, dass sich hier ein Fitness-Gym befinden soll. Ein kleines Holztor zierte das unauffällige Gebäude, das wohl das Studio sein soll. Nirgends weit und  breit stand ein Name, ein Werbeschild, oder etwas dergleichen, das einen auffordert: „Komm rein, hier ist das beste Fitnessstudio der Stadt!“. Nichts, stattdessen standen wir vor dem Zaun und läuteten an einer Glocke.

Terry kam direkt heraus spaziert. Absolut entspannt und gut gelaunt wies er uns den Weg in die Halle. Er erzählte uns gleich von seinen Anfängen und machte uns deutlich, dass er kein Typ ist, der als Angestellter arbeiten könnte. Dies war dann auch der Grund, wehalb er sein eigenes Business gründete. Er hat damals in Hamburg studiert und kommt eigentlich aus der Physio Ecke. Zurück in Namibia hat er auf kleinstem Raum angefangen in einem kleinen Raum seine Patienten zu behandeln und mit Fitness-Training wieder auf zu bauen.

Der Behandlungsraum ist auch noch da, nur das er vor drei Jahren eine Halle darüber gebaut hat und das Ganze zu einem Gesamtkonzept geformt hat. Den Laden schmeißt er gemeinsam mit seiner Freundin, mit den entspannten Öffnungszeiten von 6 Uhr bis 18 Uhr unter der Woche und bis 15 Uhr am Sonntag.

Er selbst bezeichnet seinen Club als „exklusives Boutique Studio“. Hier ist eben alles etwas rustikal, aber die Hauptsache ist, man kann professionell trainieren. Auch hier sind die Geräte und die Ausstattung etwas „old school“. Die ausgemusterten Original Gym80 Geräte hat er günstig aus Deutschland kommen lassen, den Rest hat er sich so zusammen gekauft. Er selbst arbeitet sowieso lieber mit freien Gewichten und Kleinequipment, wie zum Beispiel Langhanteln, Kurzhanteln, Kettlebells, Bällen und Superbands, oder eben mit dem eigenen Körpergewicht.

Besuch im Fitness Gym bei Terry in Windhoek

Terry legt sehr viel Wert auf den gesundheitlichen Aspekt, was auch der Grund für sein Gesamtkonzept ist: Physio, Ernährung und Fitness. Seine Überzeugung ist, dass nur 30 % der körperlichen Fitness vom Sport abhängt.

Wer kommt und denkt, dass er nur Gewichte stemmen kann, ist hier fehl am Platz. Auch macht Terry seinen Mitgliedern recht schnell deutlich, dass der Erfolg über Nacht kommt, allerdings nur wenn man sich davor Wochen und Monate lang den Arsch zusammen gerissen und diszipliniert an sich gearbeitet hat. Anpassungen dauern eben seine Zeit! Das muss auch in Deutschland noch in so einige Köpfe.

Terry weiß was er will. In seinem Studio möchte er keine Bodybuilder, es gibt keine Spiegel an der Wand, keine netten Laufbänder zum Spazieren gehen und auch eine süße Kaffee-Lounge wird man hier nicht finden. Hier liegt der Fokus auf der körperlichen Betätigung, auf effektiver Bewegung und auf Erfolgen.

In seinem Gruppen Training, was hier auch einfach auf der Trainingsfläche absolviert wird, hat er ein Limit von maximal 6 Teilnehmern. Dafür zahlen die Mitglieder je Kurs noch einmal 100 ND (6,60 €). Wer Betreuung und eine professionelle Anleitung möchte, muss es sich leisten wollen, argumentierte er sein Semi Personal Training.

Der Preis für den Monat beträgt 850 ND (56 €). Somit kommen auch nur diejenigen, die es sich Wert sind. Und das sind einige. Auch er macht für sein Business keine Werbung. Neue Interessenten kommen über Weiterempfehlung und Mund-zu-Mund-Propaganda. So ist es, wenn man gut ist, dachte ich mir nur. Wie hier vieler Orts üblich, muss man sich auch an keinen Vertrag binden. „Wer nicht in die Gruppe passt, den kann ich somit ganz einfach hinaus schmeißen.“, teilte er uns mit. Nachdem er mir noch im Vertrauen sagte wie viele Mitglieder er hat, rechnete ich schon und dachte mir ‚naja, die Quadratmetereffizienz ist…‘. Ich kam gar nicht zum zu Ende denken da sagte er weiter; er möchte eigentlich auch gar nicht mehr Mitglieder, und erläutert weiterhin „Ich bin damit happy. Mir geht es nicht um Masse, viel mehr um Qualität und eine familiäre Atmosphäre. Außerdem bleibt mir so mehr Zeit für mein Kerngeschäft, die Behandlungen.“

Nachdem wir jede Menge über sein Studio gesprochen hatten und uns selbst ein wenig bewegten, erzählte er uns auf Nachfrage noch ein wenig über die Mitbewerber. Er führte die Studios in Windhoek auf. Daraufhin war ich sehr verwundert, dass man in einer Stadt mit 350.000 Einwohnern die Clubs noch mit zwei Händen zählen kann.

Er erzählte uns von den zwei neuen Cross Fit Boxen, welche gerade absolut der Renner sind. Im gleichen Atemzug aber auch davon, dass gerade diese sehr viele Mitglieder ungewollt an ihn abgeben, damit er sie nach den ganzen Verletzungen wieder aufbaut.

Weiter zählte er noch ein exklusives Studio auf, ein Frauenstudio und auch ein paar private Personal Trainer Studios. Auch „Virgin Active“ (in unserem Südafrika Bericht bereits erwähnt) ist mittlerweile mit zwei Studios in Windhoek vertreten. Dies sei aber auch die einzige Kette die sich versucht breit zu machen. In Windhoek ist einfach nicht das Klientel, die Kaufkraft fehlt, eine sogenannte Mittelschicht existiert kaum. Außerdem ist dieser Fitness Boom hier noch nicht angekommen.

Das war übrigens auch unser erster Eindruck. Die Stadt ist sehr sportlich, jedoch wird sich hier mehr in den diversen Sportarten ausgetobt.

Nach meiner Frage, ob und wo sich die Outdoor Fitness Community aufhält bekam ich zur Antwort: „Es gab auch einmal ein paar Outdoor Bootcamps, jedoch ist die Kriminalität so hoch, dass sich das wieder verlaufen hat.“ Gut, dachte ich mir, jetzt wisst ihr auch warum ich nichts über #PLAYGROUNDNATURE berichte 🙂

Am Ende unseres Gesprächs führte er uns noch ein wenig über seine „Plantage“. Ich sagte ja, auch das Thema Ernährung spielt hier eine große Rolle. Im Außenbereich der Halle präsentierte er uns noch seine Kräutergärten und sein Zuchthaus. Ist schon irgendwie verrückt der Typ, aber echt eine absolut runde Sache, was er da macht.

Wer sich selbst vom besten Studio der Stadt überzeugen möchte und zufällig mal in Windhoek ist, der kann gerne einmal bei Terry im „JIAN CHI Studio“ ein Probetraining für 150 ND ausmachen. Es wird sich lohnen 🙂

Wir möchten diese tolle Begegnung jedenfalls nicht missen und hoffen, dass wir auf unserer Reise noch mehr Leute dieser Sorte begegnen. Für meine Branche ist Terry eine absolute Bereicherung!

Fitness around the world namibia windhoek chian chi

 

MEIN FAZIT 

 

Namibia ist ein sehr sportliches Land, jedoch nicht besonders fitnessaffin wie vergleichsweise Deutschland. Der Fitnessmarkt ist noch nicht erschlossen und nur wenige kommerzielle Investoren, mit dem Ziel moderne Studios zu eröffnen, haben sich nach Namibia gemacht. Hier lohnt es sich eben nicht. Um das große Geld zu machen fehlt es hier an Kaufkraft. Außerdem ist das Land riesig und die Einwohnerzahl, bzw. Bevölkerungsdichte zu gering. Was ich wiederum super finde. Somit können sich die kleinen Inhabergeführten Clubs weiterhin behaupten!

Auffällig war, wie auch bereits in Südafrika, dass immer mehr Clubs von den langwierigen Mitgliedschaften über z.B. 6 Monate, 1 Jahr, oder auch 24 Monate absehen. Ich kenne einige wenige in Deutschland, die dies bereits als Option haben und ich glaube auch, dass es in Zukunft hoffentlich immer mehr werden. Jedoch bin ich mir sicher, dass viele Clubs sich davor sträuben werden und bei dem Gedanken ein nasses Höschen bekommen. Monatlich kündbar, eine natürlich Auslese. Ich bin mir sicher, dass von den Studios, die bereits aufgehört haben gut zu sein, es dann ein paar weniger geben wird. Schade, obwohl es eigentlich eine Win/Win Situation ist. Das Studio darf lernen besser zu werden und die Mitglieder haben weniger Risiko bei besserem Service. Es gibt dabei natürlich auch seine Schattenseiten. Ach, das wäre ein schönes Diskussionsthema…

Des Weiteren hat uns, in den wenigen Studios die wir besuchen konnten, wieder die Offenheit, das Persönliche und die Individualität gefallen. Die Studios waren allesamt weit weg vom Mainstream und von Kommerz. Jeder Club hatte seine eigene Philosophie, sein eigenes Konzept und man spürte, dass die Besitzer nicht dem Druck des immer nur Verkaufens ausgesetzt waren. Hier kann man es sich auch noch leisten mal ein paar Interessenten wieder vor die Tür zu setzen.

Man könnte meinen, die Erfolgsclubs backen hier lieber kleine und leckere Brötchen, anstatt immer höher hinaus zu wollen und der Gier nach der ganz großen Backstube hinterher zu eifern.

 

Euer Tobi

 

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